Samstag, 3. November 2012
Alle Senioren tragen besch? Nicht alle!

Britzer Garten, September 2012



Freitag, 19. Oktober 2012
Stop in the name of love: sich doofe Männer schönreden
Wenn man als Frau lange genug Single war, kommt irgendwann der Gedanke: eventuell liegt es nicht nur an den bindungsgestörten, schüchternen oder idiotischen Schmerzensmännern von heute, dass man nicht glücklich verheiratet durch die Stadt springt. Es könnte doch auch an der eigenen Bindungsstörung, Schüchternheit oder Idiotie liegen.

Diesem Gedanken folgt eine fatale Anspruchslosigkeit. Auf einmal finden hübsche, witzige, kluge Frauen Männer attraktiv, die blöde Witze machen, lichtes Haar haben und auch nicht so genau wissen, wo sie im Leben hin wollen. Nach Verabredungen überlegen sie stundenlang, ob sie zu sexy oder zu gediegen gekleidet waren, ob sie zuviel oder zuwenig geredet haben und ob sie ihn nach drei Tagen selbst anrufen oder auf seinen Anruf warten sollen. Wenn er zu spät kommt, denken sie: „Oh, vielleicht war das mit ‘Wir treffen uns um acht‘ ja ein Missverständnis“. Wenn er sich nicht meldet, denken sie: „Oh, das mit ‘Ich melde mich auf jeden Fall bei dir‘ habe ich vielleicht überinterpretiert“. Und sie denken: „Vielleicht bin ich ja zu anspruchsvoll/ verquatscht/ prüde/ fordernd/ sensibel/ autoritär/ verkopft …“.

Das ist natürlich Quatsch mit Soße. Denn gute Männer, die zu den Frauen passen, müssen diese Frauen ja erkennen können. Und das können sie nur, wenn die Frauen sich genauso anspruchsvoll/ verquatscht/ prüde/ fordernd/ sensibel/ autoritär/ verkopft verhalten, wie sie in Wirklichkeit sind.

Also die Damen: sagt der Anpassung Lebewohl und tut einfach mal so, als wäret Ihr genau richtig geraten. Jeder Mann sollte froh sein, Euch kennenlernen zu dürfen. Anders hat die Liebe keine Chance. Oder wie es die alte Philosophin Missy Elliott einmal sehr schön auf den Punkt gebracht hat:
“Ain’t no shame, ladies do your thing
Just make sure you’re ahead of the game”



Dienstag, 9. Oktober 2012
Berlin Homecoming
Berlin ist eine Stadt der Zugezogenen, nur selten trifft man hier Eingeborene. Die allermeisten Berliner haben irgendwann in den 80ern und 90ern ihre provinzielle Heimat hinter sich gelassen und schlagen sich nun mit dem wundervollen, grausamen Hauptstadtleben herum.

Zurückgeblieben oder zurückgekehrt sind alte Schulfreunde und die Familie. Bei den jährlichen Besuchen in Solingen, Apolda oder Diepholz kriegen die Berliner dann vorgeführt, wie auch ihr Leben hätte aussehen können – mit eigenem Häuschen im Grünen, mit glücklichen Kindern, die von der Haustür zur Schule laufen können, mit regelmäßiger Kinderbetreuung durch die Großeltern, mit Fußballgucken mit den Kumpels und mit sonntäglichen Fahrradausflügen - statt verkatert im Bett zu hängen und über das eigene Baustellen-Leben zu grübeln.

Und wenn der Berliner dann durch die Straßen der Heimat streift, die so schön grün und sauber sind, wo einjeder jeden kennt und grüßt, kommt er ins Nachdenken, ob das nicht auch was für ihn wäre, diese Harmonie und die Ruhe und der Frieden. Bis einer der Kumpels beim Fußball-Gucken sagt: „Der Mulatte trifft den Ball nicht, is ja klar“. Und die alte Schulfreundin abfällige Bemerkungen über den „nuttenhaften“ Kleidungsstil einer Bekannten macht. Und der Nachbar sich über die Scheidung bei den Müllers empört, weil die Frau sich angeblich selbstverwirklichen will. „Selbstverwirklichen“ spricht er mit der höchst gebotenen Verachtung aus. Dann fühlt der Berliner ein Unbehagen, das sich erst auf dem Heimweg beim Halt des Zuges in Spandau wieder auflöst.

Wenn der Berliner dann wieder in Berlin ist, er in seinem Lieblingscafé bei dem hübschen schwulen Kellner mit dem tätowierten Drachen am Hals einen erstklassigen Espresso bestellt und er beim Einkaufen zusammen mit einer Neuköllner Rentnerin, einem 20jährigen Hipster und dem türkische Gemüsehändler Witze über den neuen Flughafen macht, ist er erleichtert und denkt: „Is schon gut so wie’s is“.



Donnerstag, 27. September 2012
Schöne Männer – was nun?
Rein quantitativ gesehen gibt es auf der Welt deutlich mehr schöne Frauen als schöne Männer. Schöne Männer genießen daher einen Exotenbonus, haben aber auch ein massives Problem: Mutti war nämlich vom ersten Moment an voller Begeisterung, und das ist sie bis heute. Nicht nur sie: Schon als Kleinkinder wurden die hübschen Bübchen von Nachbarinnen, Lehrerinnen und Freundinnen ständig mit einem „Oh wie süß“ bedacht und mit viel Aufmerksamkeit beschenkt. Das setzte sich in der Pubertät einfach fort: während andere pubertierende Jungs am laufenden Band demütigende und frustrierende Situationen aushalten und meistern mussten, um die Mädchen zumindest mit Intellekt, Gitarrenspiel oder guten Witzen für sich zu gewinnen, und so ihre Charakterbildung vorantrieben, konnten sich die schönen Jungs einfach hinstellen und anquatschen lassen.

Schöne Männer brauchen nicht witzig, einfallsreich oder klug zu sein. Sie sind es gewohnt, dass Frauen sie auf der Straße, in der Kneipe oder im Büro umschwärmen und mit ihnen ins Bett gehen wollen. Da sie zusätzlich eine quasi über-symbiotische Bindung zu ihrer Mutter haben, soll die Frau an ihrer Seite ebenso begeistert und pflegend um sie herum wedeln – wenn sie das nicht erfüllt, wird sie gerne der Lieblosigkeit und Egozentrik bezichtigt. Die charakterliche Rettung für jeden schönen Mann ist es, eine selbstbewusste, unabhängige Frau zu treffen, um die er sich wirklich bemühen muss.

Wenn Sie sich also in einen schönen Mann verlieben, tun Sie einfach so, als seien Sie eine selbstbewusste, unabhängige Frau, die sich eigentlich nicht für ihn interessiert und ganz anders ist als seine Mutter. Das ist die einzige Chance.



Montag, 17. September 2012
Reiche Männer in Anzügen – Go West!
Das Lebensziel „reich heiraten“ hat ja in Akademikerinnenkreisen vor lauter Emanzipation im Großen und Ganzen ausgedient. Eigentlich schade, denn in der Branche der Berliner Kulturwirtschaft, in der sich die jahrelang studierten und vor Kompetenz strotzenden jungen Frauen in Theatern, Fernsehproduktionsfirmen, Galerien und Kreativ-Agenturen mit Hungerlöhnen und befristeten Kettenverträgen über Wasser halten, könnte doch ein wohlhabender Unternehmensberater/ Anwalt/ Zahnarzt recht hilfreich sein.

Das erste Problem ist: wo findet man solche Männer? Nein liebe Damen, nicht auf coolen Hinterhofparties in Kreuzberg oder morgens um drei in kleinen schummrigen Bars in Mitte. Diese Herren arbeiten alle hart und können ihre Wochenenden nicht massiv alkoholisiert an der Theke oder auf dem Dancefloor verbringen. Aber es gibt sie in Berlin, und zwar im Westen der Stadt. Gehen Sie nach Charlottenburg und Tiergarten zu Afterwork-Parties, die arbeitnehmerfreundlich um sieben beginnen und um eins enden. Hier wimmelt es nur so von vor Geld stinkenden Karrieristen in Richard-Gere-Gedächtnis-Anzügen, die unheimlich gerne Ihren Kulturjob mitfinanzieren würden.

Das zweite, viel gewichtigere Problem ist aber: diese Männer sind strunzlangweilig. Sie reden allgemeingültiges Zeug und versuchen vergeblich, witzig zu sein. Da hilft kein schnelles Auto oder lichtdurchflutetes Loft - es sei denn, Sie sind eine aufstiegsgeile, 25jährige Russin ohne Ehre im Leib. Also: tapfer bleiben und auf zum nächsten Kettenvertrag!



Freitag, 31. August 2012
Was unterscheidet die New Yorker von den Berlinern? Die Schuhe!
Gallery Weekend NYC, Meatpacking District, September 2011

Gallery Weekend Meatpacking District, New York City, September 2011












Mittwoch, 22. August 2012
Exkurs: Worum es in „Top Gun“ wirklich geht
Im Film „Sleep with me“ von 1994 erklärt Quentin Tarantino in einem ungehemmten Redeschwall, dass es bei „Top Gun“ im Grunde um die Freiheit der Schwulen geht. Folgt man seinen Ausführungen, erscheint das völlig logisch: http://www.youtube.com/watch?v=vyN8VN4BSzM

In anderen Erklärungsversuchen für den Erfolg des Films werden gerne die 80er-Jahre-Bildästhetik, die Schauspieler, die Liebesgeschichte und die toll geschnittenen Action-Szenen genannt: Dirty Dancing für Jungs. Doch all das haben andere Filme auch. Was ist also das besondere Thema des Films?

Das Thema ist der Reifungsprozess von Maverick: vom übermütigen Jungspund, der sich selbst aufgrund eines ungelösten Vaterkonflikts etwas beweisen muss und immer der Beste sein will, bis er für sein egozentrisches „zu nah an der Sonne fliegen“ (Ikarus-Topos) einen hohen Preis bezahlen muss, nämlich seinen besten Freund verliert. Erst als er in seinem Vorgesetzten einen Vater-Ersatz findet und sein echter Vater rehabilitiert wird, kann er zu einem erwachsenen Mann werden, der Verantwortung für seine Mitmenschen übernimmt und soziales Handeln über den eigenen Erfolg stellt.

Im Grunde also ein klassisches Reifungsdrama. Und das ist doch das Herrliche an Popkultur: oberflächlich ein dämlicher, kriegsverherrlichender Actionstreifen, immanent werden aber archetypische Muster der Entwicklungspsychologie verhandelt. Toll, oder?!



Freitag, 10. August 2012
Aus der Rubrik “Attraktive Männer in Berlin“ – Folge 77: Der Kulturjournalist
Einer der eingebildetsten, aber gleichzeitig interessantesten Männer in Berlin ist der Kulturjournalist. Ständig hat er mit coolen Leuten zu tun, interviewt schräge Künstler, berichtet über tolle Konzerte, besucht Previews angesagter Ausstellungen, kriegt umsonst-Tickets für wochenlang ausverkaufte Theatervorstellungen hinterhergeworfen, wird auf exklusive Partys eingeladen und fährt gegen Bezahlung zu den besten Film- und Musikfestivals der Welt.

Der Kulturjournalist ist von so viel Szene umgeben, dass er irgendwann über allem steht, was angesagt ist – praktisch ein Meta-Hipster, der sich in seinem Privatleben um alles Hippe nicht zu kümmern braucht. Daher lebt der Kulturjournalist gerne spießig: er trägt schlichte Klamotten, trinkt Alkohol nur in Maßen und verbringt seinen Jahresurlaub auf Sylt.

Vom ersten Schein darf man sich als Frau also nicht blenden lassen, denn ein interessanter Job macht noch keinen interessanten Mann. Der Kulturjournalist beschäftigt sich seit seinem 15. Lebensjahr mit den gleichen Dingen und hat die Verfolgung seiner persönlichen Interessen zum Beruf gemacht. Alles Aufregende und Schräge steckt in seinem Job, nicht in seinem Leben. Daher sollten auch Buchhalterinnen und Einzelhandelskauffrauen keine Hemmungen haben, einen Kulturjournalisten anzusprechen. Wahrscheinlich haben sie ab der dritten Verabredung Spannenderes zu erzählen als er.



Freitag, 3. August 2012
Berlina Fundstücke




Berlina Fundstücke



Freitag, 13. Juli 2012
Aus der Rubrik “Attraktive Männer in Berlin“ – Folge 23: Der Künstler
Schwieriges Thema, ganz schwieriges Thema. Keine andere Berufsgruppe vereint so unterschiedliche Arten von Männern - und die homosexuellen klammern wir mal von vornherein aus. Richtig hübsch sind Künstler meistens nicht. Ihre Attraktivität ziehen sie aus einer diffizilen Mischung ihrer weiblichen Seite, was Empfindsamkeit und Stil angeht, sowie aus einem unerschütterlichen Selbstbewusstsein, das sie trotzt widriger Umstände, wenig Geld und tobenden Eltern Künstler hat werden lassen.

Für Frauen, die über eine stabile Seele und geistige Klarheit verfügen, kann eine Beziehung mit einem Künstler neue Horizonte eröffnen und eine willkommene Prise Crazyness ins Leben bringen. Für latent neurotische Frauen mit Selbstzweifeln und irrationalen Ängsten sind Künstler nicht zu empfehlen, da sie zu viel Ungereimtheiten und offene Lebensverhältnisse in die Beziehung tragen. Als Frau muss man sich aber auch nicht wirklich einlassen auf einen Künstler, sondern kann auch einfach im Rahmen einer unverbindlichen Affäre die ständigen Vernissagen, Parties und Ausstellungseröffnungen genießen, bei denen der Alkohol in Strömen fließt, um sich kurze Zeit später einen Versicherungsvertreter als Freund anzulachen.