Mittwoch, 4. Juli 2012
Gesprächsanleitung für Männer in Beziehungen
Fängt man als Single-Frau in einer Bar oder auf einer Party ein Gespräch mit einem unbekannten Mann an, sind Ausgang, Sinn und Zweck erstmal unklar. Denn machen wir uns nichts vor: es gibt unterhalten und „unterhalten“, denn der Unterschied zwischen einer nett-harmlosen Unterhaltung und einer ich-will-mit-dir-ins-Bett-Unterhaltung kann fein sein wie das Bauchhaar eines Frettchens. Auch wenn es exakt um die gleichen Themen geht und sogar die gleichen Sätze gesagt werden, machen kleine Nuancen in der Betonung und in der nonverbalen Kommunikation große Unterschiede.

Eine fiese Kategorie sind dabei die Männer, die Freundinnen oder Frauen haben, sich aber dennoch auf ein ich-will-mit-dir-ins-Bett-Gespräch einlassen, Getränke holen und interessiert tun, dann aber nach zwei Stunden intensiven Gesprächs plötzlich sagen: „Ich muss jetzt nach Hause zu meiner Freundin“. Diese Männer sind egozentrische, frustrierte Biester, die sich einfach mal wieder jung und attraktiv fühlen und mit dem Gefühl „ich hätte gekonnt“ einschlafen wollen.

Allerdings gibt es auch Frauen, die aufgrund bipolarer Störungen gerade Männer attraktiv finden, die bereits vergeben sind, und nicht in die Gefahr geraten wollen, dass diese Männer sie am nächsten Tag anrufen. Auch für diese Frauen ist die Information sehr wichtig, ob der Mann eine Freundin hat, damit sie sich gefahrlos ranschmeißen können.

Also, Männer, tragt einfach Eheringe so groß wie Autoreifen und erwähnt spätestens nach 10 Minuten Eure Freundin und die drei Kinder, dann können die richtigen Frauen die richtigen Schlüsse daraus ziehen.



Dienstag, 19. Juni 2012
Sind Sie ein echter Berliner? Machen Sie den Test!
Am Samstag abend
a) beginne ich den Abend auf einer Vernissage in einer kleinen Galerie mit Performance, hänge dann mit Freunden von Freunden vor einer Pop-up-Bar in Kreuzkölln rum, gehe danach zu einer Privat-Party im 3. Hinterhof eines ehemaligen Industriebaus in Neukölln und mache anschließend After-hour mit Club-Mate bei aufgehender Sonne auf der Modersohnbrücke.
b) gehe ich um elf nach Hause und mach mir Fischstäbchen. Hab schließlich schon Mittwoch durchgesoffen.
c) bin ich in meiner Datsche in der Uckermark.

An meinem Geburtstag
a) organisiere ich ein Picknick auf einem Dach, grille Gemüsesticks und eingelegten Halloumi, es spielt ein befreundeter israelischer Musiker auf seiner Gitarre und alle bringen Freunde mit und sind total entspannt.
b) sage ich nachmittags meinen drei besten Freunden Bescheid, dass ich abends auf ein Bier in der Ankerklause bin.
c) bin ich in meiner Datsche in der Uckermark.

Am 1. Mai
a) bin ich ab 12.00 auf dem Myfest, ab 18.00 Uhr bei der Revolutionären-1.Mai-Demo und ab 22.00 Uhr beim Rave im Görlitzer Park.
b) finde ich die Polizisten in ihren Kampfanzügen recht attraktiv.
c) bin ich in meiner Datsche in der Uckermark.


Auswertung

Überwiegend a): Leider sind Sie sind noch kein echter Berliner, sondern ein Zugezogener auf der verzweifelten Suche nach der Szene. Doch die ist wie eine zu kleine Bettdecke: so sehr Sie auch an ihr ziehen und zerren, Sie werden immer mit einem Zeh Ihrer Mittelmäßigkeit herauslugen. TIPP: Entspannen Sie sich!

Überwiegend b): Sie sind schon angekommen und leben die schöne Mischung aus „Einiges mitmachen, aber nicht alles mitmachen müssen“. TIPP: Bleiben Sie so.

Überwiegend c): Glückwunsch, Sie sind echter Berliner. TIPP: Seien Sie nicht so faul und saturiert, gucken Sie sich mal was an!



Donnerstag, 24. Mai 2012
Die Männermützentragfrage
In den kommenden Wochen werden an dieser Stelle entscheidende Fragen aus dem verflixt hippen Berliner Alltagsleben beantwortet. Auch Auftragsfragen werden beantwortet, sofern sie eine existenzielle Qualität erfüllen.

Frage 1: "Warum tragen junge Berliner Hipster-Männer vermehrt Wollmützen oder gar Schiebermützen auch während brodelnd heißen Konzertabenden?"

Antwort: "In allen Jugend-Subkulturen wimmelt es ja von stilbildenden Accessoires, um sich von anderen Jugendlichen abzugrenzen bzw. sich einer Gruppe zuzuordnen. Für Männer über 25, die eigentlich keine Jugendlichen mehr sind, die aber in Berlin eine neue Generation von Jungerwachsenen-Subkultur bilden, aber auch nicht genug Arsch in der kreativen Hose haben, um sich wirklich stilmäßig abzugrenzen, bleiben nur wenige Beigaben, um ihr Hipstertum nach außen nonverbal zu kommunizieren. Da bleibt nur der Bart, die Nerd-Brille und die richtige Jeansmarke – und natürlich: die Mütze! Sie dient in diesem Kontext nicht ihrem ursprünglichen Zweck, den jungmännlichen Kopf zu wärmen, sondern als Erkennungsmerkmal einer – zugegebenermaßen stilmäßig recht öden - Subkultur und darf deswegen auch nicht auf Konzerten abgenommen werden. Denn gerade hier erfüllt sie ihren neuen Zweck, da die Hipster-Männer von Hipster-Frauen mit Dutt auf dem Kopf gern als ihresgleichen erkannt und angesprochen werden möchten."



Dienstag, 15. Mai 2012
Zwei Männer, ein Aussehen: Suit up!
Ordnen Sie diesen prominenten eineiigen Zwillingen folgende Aussagen zu:
a) "Everyone I know is getting married or pregnant, I'm just getting more awesome"
b) "Prinzipienfestigkeit in der Politik ist Ausdruck von Tugend und Charakter."

Wer die richtige Antwort weiß, sollte sich bei nächster Gelegenheit selber einen ausgeben.

Same same but different



Donnerstag, 10. Mai 2012
Aus der Rubrik "Attraktive Männer in Berlin" – Folge 444: Der Antifa-Mann
Auf den ersten Blick ist der Antifa-Mann ein ganz anständiger Fang: politisch interessiert und gebildet, überdurchschnittlich attraktiv und adrett anzusehen, vielseitig interessiert und auch mit Mitte vierzig noch auf hippen Konzerten und Partys unterwegs. Doch Achtung: der Antifa-Mann tummelt sich schon seit seinem 21. Lebensjahr, als er nach dem Zivildienst sein erstes Politik-Proseminar besuchte, in einem von außen nicht sichtbaren, aber nach innen hin vollkommen geschlossenen Kreis, nämlich der Antifa.

So ehrenvoll sein politisches Engagement sein mag, hat er sich – auch nach vielen Jahren in Berlin – von seiner Stammgruppe nicht wirklich lösen können und aufgrund der jahrzehntelangen hermetisch verschlossenen Gruppenzugehörigkeit einen bedenkenswerte Form des Sozialautismus entwickelt. Zwar nimmt er gern Kontakt auf, insbesondere mit Frauen, kann sich aber aufgrund seines Desinteresses an Menschen außerhalb seiner Gruppe auf keine weiterführenden Gespräche oder gar echte Bindungen einlassen. Wird man von einem Antifa-Mann auf der Straße als erstes gegrüßt, ist das schon ein Zeichen tiefster Zuneigung.

Fazit: Wenn Sie sich in einen Antifa-Mann verlieben, steht Ihnen ein langer Kampf bevor – bis Sie von ihm und auch noch von seinen Antifa-Freunden akzeptiert werden, können im Schnitt 7 Jahre vergehen. Überlegen Sie es sich also gut: es muss sich schon wirklich lohnen!



Freitag, 13. April 2012
Berliner Stildörfer
„Ach Gott Kind, ist diese Stadt groß“, seufzen die Eltern, die aus der Provinz zu Besuch sind, und sich in drei Tagen die Museumsinsel in Mitte, den Britzer Garten in Neukölln, den Jüdischen Friedhof in Weißensee, den Kollwitzmarkt im Prenzlauer Berg und das Schloss Charlottenburg angesehen haben. Nein, liebe Eltern, Berlin mag zwar groß sein, doch eigentlich ist Berlin ein Dorf – ein Stildorf. Denn egal in welchem Stadtteil man sich bewegt, man trifft immer die gleichen Leute - so lange man eine bestimmte Art von Veranstaltungen besucht. Anlass und Ort mögen sich unterscheiden – aber die Besucher des Gallery-Weekends, des Thurston-Moore-Konzerts, der Eröffnung des skandinavischen Design-Pop-up-Stores, des Lichtinstallationskonzerts bei der Transmediale oder den abseitigen Shows der Nachwuchsdesigner bei der Fashion Week im 3. Hinterhof sind stets die gleichen: nämlich die Bewohner des Berliner Stildorfes namens „Veranstaltungen-mit-subkultureller-Qualität“.

So anders als in Göttingen und Bielefeld ist das Sozialleben in Berlin also nicht, nur dass man die gleichen Leute nicht an den immergleichen Orten, sondern bei den immergleichen Veranstaltungen trifft. Diese Stilzugehörigkeit schafft ein Gefühl von Heimeligkeit und erleichtert einer Frau das Single-Leben, da sie nicht sofort jedem interessanten Mann ihre Telefonnummer auf den Tisch knallen muss, sondern sich sagen kann: „Ach, den sehe ich ja beim nächsten Mal wieder“. Ebenso wie in Göttingen und Bielefeld kann es dann aber auch passieren, dass die Frau sich nie traut, dem interessanten Mann ihre Telefonnummer zu geben, bis er eines Tages weg ist – nicht aus der Stadt, sondern umgezogen in ein anderes Berliner Stildorf namens „Familienvater-mit-Datsche-am-See“.



Dienstag, 3. April 2012
Das Lieblingszitat
„Warum soll ich mich wie eine blöde Brandenburger Kuh auf eine Wiese stellen, wo schon lauter Kühe rumstehen? Da suche ich mir eine eigene Wiese.“

Matthias Lilienthal, Leiter Hebbel am Ufer



Montag, 19. März 2012
Ärzte müssen unattraktiv sein
Eigentlich freut sich jede Frau, wenn attraktive Männer ihren Alltag bevölkern, ob als Makler, Supermarktkassierer oder U-Bahn-Kontrolleur - frei nach der Band Die Ärzte: „Ich seh' sie im Café, auf dem Champs-Elysées, am Niagarafall, Männer gibt es überall. Gehn sie an mir vorbei, dann bricht mein Herz entzwei, doch bleibt ein Mann mal stehn, dann ist das Leben wieder schön, wunderschön!“. Allerdings ist von dieser Devise ein Berufszweig ausgeschlossen: der Arzt.

Natürlich ist es anfangs erfreulich, wenn der gutaussehende Chef der Chirurgie oder der Zahnarzt mit den blauen Augen im besten Mannesalter zwischen 40 und 50 das Sprechzimmer betritt und sich zugewandt nach dem eigenen Befinden erkundigt. Doch schon bei der Untersuchung wird es schwierig: wenn man weit den Mund aufreißen muss, um seinen faulen Zahn darzubieten, oder er einen bittet, das Oberteil auszuziehen, ist an Flirterei nicht mehr zu denken. Statt dessen schießen einem Gedanken durch den Kopf wie „Oh Gott, ich hab den ausgeleiherten Sport-BH an!“ oder „Vielleicht kann ich meine Arme so an den Körper gedrückt lassen, dass er meine unrasierten Achseln nicht bemerkt“. Und das sieht dann wirklich bescheuert aus.

Exponentiell mit dem Aussehen des Arztes und der Schwere der Krankheit verschlimmert sich dieser Peinlichkeitsfaktor. Ist der Arzt richtig schön und groß und das Furunkel am eigenen Hintern ist ebenso schön und groß, dann will man eigentlich gar nicht mehr behandelt werden, und das kann ziemlich nach hinten losgehen. Suchen Sie sich also einen kleinen, dicken Arzt, der lichtes Haar und braune Zähne hat. Mit ihm werden Sie ganz vortrefflich über die Auswirkungen Ihrer fortschreitenden Maul- und Klauenseuche parlieren können.



Mittwoch, 14. März 2012
Aus der Rubrik “Attraktive Männer in Berlin“ – Folge 503: Der Aufnahmeleiter
Männer, die als Aufnahmeleiter beim Film arbeiten, umweht etwas Tragisches, da sie einen Hang zur Filmkunst haben und eigentlich Drehbuchschreiber, Regisseur oder Kameramann werden wollten. Statt dessen stehen sie morgens um sechs in einer Canadian-Goose-Jacke bei drei Grad im Regen und sperren Straßen ab. Eine sympathische Begleiterscheinung dieses Jobs ist aber ein unwiderstehlicher Sinn fürs Praktische. Aufnahmeleiter sind nämlich für alles verantwortlich: sie müssen sich um jeden Scheiß kümmern, um keifende Nachbarn, nörgelnde Fahrradfahrer, doofe Behördenbeamte und verschlafene Praktikanten, und haben sich daher eine unerschütterliche Gelassenheit antrainiert, die für jede neurotische Frau heilsam ist wie Nutella auf warmem Toastbrot.

Nervig wird es aber dann, wenn der Herr während eines Drehs über Wochen nicht erreichbar ist und auch gemeinsame Urläube oder Wochenenden völlig unplanbar werden - das ist nichts für Romantikerinnen und eigentlich auch nichts für alle anderen Frauen. Aber das gleicht sich aus: der Sex ist mit ziemlich hoher Wahrscheinlichkeit phantastisch.



Donnerstag, 1. März 2012
Aus der Rubrik “Attraktive Männer in Berlin“ – Folge 24: Der IT-Freelancer
Der IT-Freelancer weiß manchmal selber nicht so recht, was er da beruflich eigentlich genau macht - aber er macht es und bekommt von Unternehmen schrecklich viel Geld dafür. Die meisten IT-Freelancer haben eine Zeitlang in den USA gearbeitet und tragen sich latent mit dem Gedanken, eine Zeitlang nach China zu gehen. Der Beruf des IT-Freelancers eignet sich strukturell ideal dafür, Berufsjugendlicher zu bleiben und keine lebenslangen Entscheidungen treffen zu müssen. Man kann jederzeit seinen aktuellen Job kündigen, hat trotzdem genug Geld, kann in schrammeligen WG-Zimmern oder teuren Dachgeschoss-Lofts wohnen, mit Frau oder als Single, in Berlin leben oder eben irgendwo anders.

Eine Liebelei mit einem IT-Freelancer fühlt sich daher unbeschwert und aufregend an: man geht teuer essen, kann Dienstags ausschlafen und braucht sich um den Beziehungsstatus nicht zu scheren. Irgendwann ergreift aber auch den IT-Freelancer die Sehnsucht nach Wurzeln und authentischem Leben, dann kauft er eine Eigentumswohnung, zieht mit seiner derzeitigen Affäre zusammen und bekommt ein Kind. Dann hat er eine kleine Familie und Verpflichtungen – zumindest eine Zeitlang.