Mittwoch, 15. Februar 2012
Berliner Flirttempel
Der beste Ort in Berlin, um mit Männern zu flirten, ist nicht, wie viele denken, die Bar oder der Club. Zwar sieht man sich hier quer über die Theke oder Tanzfläche hinweg tief in die Augen, aber dann fällt einem kein Gesprächsthema ein oder die Freunde drängen zum Ortswechsel. Eigentlich ist der beste Ort zum Flirten die Privatparty, aber wer ist schon ständig auf Privatpartys eingeladen und wer kann sich schon jedes Wochenende alkoholisieren? Gefragt sind Orte, in denen man auch an einem gewöhnlichen Dienstag flirten kann. Und der beste Ort dafür ist: die Weinhandlung.

Schon bei der Bedienung handelt es sich im Durchschnitt um nette junge Männer, die wieauchimmergeartet eine Ahnung vom Savoir vivre haben. Im Verkaufsgespräch über Weine entsteht sofort ein massiver Subtext, da der Charakter von Weinen dem Charakter von Menschen ähnlich ist.* Sagt die Frau, sie möge Weine, die trocken und rund im Geschmack sind, erscheint sie warmherzig und erotisch. Sagt die Frau, sie möge Weine, die frisch, fruchtig und leicht sind, handelt es sich wahrscheinlich um eine sexbesessene Rheinländerin, die das ganze Jahr durch Karneval feiert. Auch der Wohnort der Frau spielt hier eine Rolle: Je nach Bezirk wird der Verkäufer Weine mit süffiger Note (Wilmersdorf), mit herb-würzigem Aroma (Friedrichshain), mit schlanker, leicht säurehaltiger Traube (Mitte), oder mit samtigem Abgang (Charlottenburg) empfehlen. Nach dem dritten Probierschluck wird der Kopf immer röter und der Bauch immer wärmer und man kauft halt den teuren Merlot, weil der nette Verkäufer sagt, der passe gut zu sinnlichen Frauen.

Dass im Allgemeinen Männer, die zu viel von Wein verstehen und das auch noch kommunizieren, meistens besserwisserische Schnösel sind, ist eine andere Geschichte. Denn im Mittelpunkt des Flirtens steht ja nicht der Mann, sondern das Flirten für den guten Teint. Hier ist tatsächlich der Weg das Ziel. Und das Beste daran ist: am Ende ist man doch alkoholisiert -an einem Dienstag.

*mehr zu diesem Thema erfahren Sie im Film „Sideways“



Freitag, 3. Februar 2012
Schmerzensmänner abschleppen
Aktuell wütet im Feuilleton der großen deutschen Zeitungen eine hitzige Männerdebatte. Unter dem Titel „Schmerzensmänner“ wird der typische Berliner Mann Mitte Dreißig in der ZEIT als lieber, waschlappiger Bart- bzw. Hornbrillenträger beschrieben, der voll Bindungsangst und Selbstzweifeln steckt und nicht weiß, wann es Zeit ist, eine Frau zu küssen. Kein Kerl eben.

Statt sich darüber zu beschweren, sollten Frauen die tolle Gelegenheit nutzen und lernen, abzuschleppen wie ein Kerl. Stellen Sie sich also vor: Sie haben auf einer Party einen dieser unentschlossenen, aber irgendwie echt süßen Schmerzensmänner kennengelernt und sich seit mehreren Stunden schrecklich interessant über David-Lynch-Filme, Indie-Dubstep und Südamerika-Reisen unterhalten. Sie denken: jaja, Machu Picchu hin oder her, jetzt aber mal Anfassen! Aber, wie es sich für einen Schmerzensmann gehört, rührt der sich einfach nicht. Verzagen Sie nicht und gehen Sie auf keinen Fall traurig/wütend/in Ihrer Eitelkeit gekränkt alleine nach Hause, sondern beherzigen Sie folgende Tipps:

• Sagen Sie, es wäre langsam Zeit zu gehen und ob er noch Lust hat auf EINEN Absacker in einer netten kleinen Bar in der Nähe, wo immer ganz tolle Musik gespielt wird. Auf dem Weg dorthin landen Sie zufällig vor Ihrer eigenen Haustür. Offenheit suggerierend bieten Sie ihm an, noch drei Straßen weiter in diese unwirtliche Kneipe zu gehen, die jetzt sicher sehr voll ist, oder einfach rauf zu Ihnen in die Wohnung, wo 30 Jahre alter Whisky, noch tollere Musik und ein Bildband mit Schwarz-Weiß-Fotos von Dennis Hopper warten.

• Sitzen Sie zusammen mit dem süßen Schmerzensmann auf dem Sofa, mit der tollen Musik im Ohr, dem Whisky in der Hand und dem Bildband auf dem Schoß, können Sie ruhig in die Vollen gehen und ihm sagen, dass Sie ihn gern küssen würden. Wenn er dann sagt, er sei unsicher, ob sich das jetzt richtig für ihn anfühlt, setzen Sie auf Widersprüchlichkeiten: Faseln Sie was von „wir können hier auch einfach nur sitzen“ und fummeln Sie gleichzeitig mit Ihrer Zunge an seinem Ohr herum.

• Falls er dann sexuell noch immer unentschlossen wirkt, geben Sie ihm das Gefühl, er hätte die Wahl. Sagen Sie ihm, Sie würden gern neben ihm einschlafen, ohne Hintergedanken. In Ihren Hintergedanken können Sie ihn schon mal ausziehen.

• Liegen Sie nebeneinander im Bett, heucheln Sie was von wegen wie schön das jetzt sei und ob es für ihn ok ist, wenn Sie seinen Rücken massieren - danach geht alles wie von selbst. Versprochen.

• Am nächsten Morgen: Stehen Sie als erstes auf, machen Sie einen wirklich guten Kaffee, den Sie zusammen im Bett trinken. Aber: kein Frühstück! Kein Spaziergang! Keine Telefonnummer!

• Rechtfertigen Sie sich nicht mit einem anstehenden Termin oder einer Verpflichtung von wegen Zahnarzt, Hund, Freundin mit Liebeskummer - das machte man in den 90ern. Sagen Sie einfach: „Ich muss dich jetzt rausschmeißen“. Dabei lächeln Sie wie Lauren Bacall in einem Film noir.

• Sagen Sie zum Abschied den fiesesten aller Abschlepp-Sätze: „Man sieht sich“. Dabei lächeln Sie wieder wie Lauren Bacall.

• Vergessen Sie ihn, sobald Sie die Tür zu machen.

• Googlen Sie am nächsten Tag nicht seinen Namen - Sie sind doch kein Mädchen!



Freitag, 27. Januar 2012
Beware of the Retromania!
Erschreckend, wie die Zeit vergeht. Ein Beweis dafür sind die vielen Bands aus den 90er Jahren, die in diesem Jahr Konzerte in Berlin spielen. Mit Helmet, Therapy und Soundgarden treten im Frühjahr gleich drei Nu-Metal-Crossover-Grunge-Bands auf, die in den 90ern gefeiert und heute völlig vergessen sind.

Das zeigt, dass die magische Periode von über zehn Jahre vergangen und damit die Zeit gekommen ist, sich verklärend an dieses Jahrzehnt zu erinnern. Für Frauen, die in den 90er Jahren ihre Jugend verlebt haben, als die High Fashion aus Pyjama-Oberteilen vom Flohmarkt und ausgewaschenen Pullovern mit abgeschnittenen Bündchen bestand, war diese Musik Soundtrack ihres Alltags, und daher ist die Versuchung groß, eines dieser Konzerte zu besuchen. Aber Achtung: denn mit der Musik verhält es sich wie mit den Affären in den 90er Jahren: damals hatte es einen Grund, eine bestimmte Art von Männern attraktiv zu finden (lange fettige Haare, Palästinenser-Tuch um den Hals, Schlagzeug im Keller, das Kommunistische Manifest im Bücherschrank) – aber, Mädchen: die Zeiten sind vorbei! Treffen Sie einen solchen Mann wieder, kann das zwar ein amüsanter Ausflug in Ihre Vergangenheit sein, aber schnell werden Sie merken, dass er mit Ihrem heutigen Leben nichts mehr zu tun hat.

Ebenso verhält es sich mit den Konzerten der 90er-Jahre-Bands: legen Sie zu Hause ruhig die ein oder andere Soundgarden-CD ein, schütteln Sie Ihr Haar dazu, aber gehen Sie nicht zu den Konzerten! Gehen Sie zu Konzerten von neuen, tollen Bands und lernen Sie neue, tolle Männer kennen – vielleicht solche, die vor 20 Jahren kurzes Haar und Diesel-Jeans trugen und Herbert Grönemeyer hörten, und die Sie damals nicht mal mit der Rückseite ihrer Doc Martens angeguckt hätten. Manche Dinge brauchen einfach Zeit zu reifen. Darum ist es gut, dass die Zeit vergeht.



Freitag, 20. Januar 2012
Aus der Rubrik “Attraktive Männer in Berlin“ – Folge 33: Der Bartender
Der Bartender ist ja so etwas wie der Rockstar der kleinen Frau: ihn umweht ein unwiderstehlicher Duft von unkonventionellem Berufsleben, Coolness, Freiheit und nächtlichem Glamour. Mit seiner professionellen Fingerfertigkeit, mit denen er Gläser, Flaschen und kleine Obststücke jongliert, beweist er nicht nur handwerkliche Geschicklichkeit, sondern kommuniziert subtil die Botschaft: dieser Mann weiß, was er tut. Die geneigte Frau hängt an der Theke, sieht ihm fasziniert zu und ist nicht zuletzt aufgrund des kontinuierlich steigenden Alkoholkonsums und des schummrigen Lichts zunehmend betört. Stellt der Bartender ihr dann auch noch ungefragt ein Schälchen mit Salzbrezeln hin, ist sie vollends dahin und stellt sich ihn als einen großzügigen, aufmerksamen und anpackenden Mann vor, der ihr Leben aufregender und einfacher macht.

Aber aufgepasst, die Damen. Denn wie der Rockstar seine Lieder nicht nur einer Frau vorspielt, so stellt der Bartender die Salzbrezeln auch nicht nur einer Frau auf die Theke. Verhalten Sie sich also wie jeder vernünftige Groupie: geben Sie für wenige Stunden alles - und dann gar nichts mehr.



Dienstag, 17. Januar 2012
Unattraktive Männer hören gerne Soulmusik
Dass der Musikgeschmack eines Menschen auf seine Persönlichkeit schließen lässt, ist nichts Neues. Besonders auffällig ist dieser Zusammenhang aber bei dem Typ Mann, der gerne Soulkonzerte in kleinen schrägen Bars oder Soulparties im Roten Salon der Volksbühne besucht, denn dieser Typ Mann ist vor allem eines: unattraktiv. Männer, die im öffentlichen Raum absichtlich Soulmusik hören, tragen orange Kapuzenpullover, praktische Outdoorschuhe, fisselige Bartstoppeln und sagen Sätze wie „Geile Mucke hier“.

Verwunderlich ist das vor allem, weil es wirklich viel gute Soulmusik gibt und man toll dazu tanzen kann. Die Frauen auf Soulkonzerten oder Soulparties sind denn auch längst nicht so unattraktiv und schwingen ihre Kisten oftmals ganz vortrefflich dazu. Hat es damit zu tun, dass Soulmusik etwas klassisch-zeitloses hat, und diese Männer in der Zeit stehen geblieben sind und sich daher um Stil und Geschmack nicht scheren? Aber nein, eine gewisse Zeitlosigkeit wohnt auch dem Jazz oder Heavy Metal inne, und hier gibt es durchaus interessante Männer unter den Hörern. Es bleibt ein Geheimnis, von dem man als Frau aber lernen kann: Soul ja, Kiste schwingen auch, aber nicht an Abenden, an denen man knutschen will.



Mittwoch, 11. Januar 2012
Aus der Rubrik “Attraktive Männer in Berlin" – Folge 29: Der Bundesministeriumsreferent
Diese Überschrift ist natürlich ein Witz, da es keine attraktiven Männer in Bundesministerin gibt. Doch der Reihe nach: zunächst studieren diese jungen Männer meist Jura, verspüren schon während des Studiums nur wenig Rebellentum in sich und sehnen sich nach Sicherheit und Geld verdienen. „1A“, sagt da die eigene Mutter, „6D“ sagt das eigene heiße Herz.

Mit der Zeit wird die eigene Mutter toleranter, das eigene Herz lauwarm und der Bundesministeriumsreferent mit all dem Geld und der Sicherheit immer interessanter. Schon ab Mitte Dreißig, wenn andere junge Männer noch an ihren Doktorarbeiten werkeln oder in Elektroclubs rumkaspern, sind die meisten Bundesministeriumsreferenten verheiratete Familienväter in hübschen Einfamilienhäusern oder Eigentumswohnungen mit Einbauküche, fahren am Wochenende im Volvo zur ihrer romantischen Datsche aufs Brandenburger Land, und man fragt sich, ob man damals auf der Uni-Party nicht vielleicht doch mit dem blassen Rainer hätte knutschen sollen, der heute Regierungsoberamtsrat ist. Es gibt also durchaus Argumente für den Bundesministeriumsreferenten. Aber eins ist klar: Sexyness ist es nicht.



Donnerstag, 22. Dezember 2011
Was Männer in Jack-Wolfskin-Jacken von Männern in North-Face-Jacken unterscheidet
Außerirdische Forscher könnten annehmen, dass zwischen Winterjacken der Marken Jack Wolfskin und The North Face kein Unterschied besteht, außer minimale Abweichungen in Qualität und Design. Doch weit gefehlt: Man muss nicht Pierre Bourdieus „Die feinen Unterschiede“ gelesen haben, um zu wissen: der feine, aber riesige Unterschied besteht in der Art Mann, der in der Jacke drin steckt.

Jeden Tag kann die aufmerksame Frau auf der Straße das Phänomen bestätigt sehen, dass tendenziell unattraktive Männer Jack-Wolfskin-Jacken tragen, während tendenziell attraktive Männer North-Face-Jacken anhaben. Jack-Wolfskin-Männer arbeiten oftmals bei einer Gewerkschaft oder „im Vertrieb“. North-Face-Männer sind meist Selbständige, dabei booken, schreiben oder designen sie irgendetwas. Jack-Wolfskin-Männer ziehen unter ihrer Jack-Wolfskin-Winterjacke gern noch eine Jack-Wolfskin-Vliesjacke an, „damit auch die Nieren schön warm bleiben“, sind stets mit Fahrradhelm unterwegs und tragen an einem warmen Herbstnachmittag ihren Pullover auch mal über den Schultern geknotet. North-Face-Männer dagegen besitzen eine Sammlung bunter Turnschuhe, haben einen Plattenspieler zu Hause und nehmen sich immer wieder vor, „Moby Dick“ im Original zu lesen.

Für Frauen, die einem Mann mit Tatze auf der Jacke begegnen, bedeutet das: Pfoten weg! Für Männer, die von diesen undifferenzierten Pauschalbeschreibungen genervt sein sollten oder sich diesem albernen Labelwahn entziehen wollen: kaufen Sie sich eine Mammut-Jacke.



Montag, 19. Dezember 2011
Berufe, die es noch nicht gibt (1): Der Zu-Bett-Bringer
Es ist fünf Uhr morgens, man hängt betrunken an der Theke, ist hundemüde und es ist schweinekalt draußen. Nun stellen Sie sich mal vor: Ein kurzer Notruf per Handy an Ihren professionellen Zu-Bett-Bringer. Er kommt sofort angefahren, hebt Sie sanft vom Barhocker, hüllt Sie in eine warme Decke und geleitet Sie in ein Auto direkt vor der Tür. Im Auto reicht er Ihnen ein kaltes Glas Cola mit einem Schnitzchen Zitrone und spielt Ihre Lieblingsmusik. Zu Hause angekommen trägt er Sie die Treppen hoch und bereitet eine warme Wärmflasche für Ihre kalten Füße vor. Dann zieht er Ihnen einen Schlafanzug an, wäscht Ihnen das Gesicht, putzt Ihnen die Zähne, und lüftet derweil noch das Schlafzimmer. Alles, was Sie selbst tun müssen, ist sich ansatzweise auf den Beinen zu halten. Dann legt er Sie ins Bett, schaltet Ihr Handy auf Leise und verschwindet. Sie seufzen und denken, kurz bevor Sie selig einschlafen: „Gott war das eine grauenhafte Zeit, als es noch keine professionellen Zu-Bett-Bringer gab!“



Berufe, die es noch nicht gibt (2): Die Ehefrau
Herrje, was muss wieder alles erledigt werden: Filzkleber für die Küchenstühle besorgen, ein Geburtstagsgeschenk für die Schwester kaufen, den Sommerurlaub planen, einen Termin für die Zahnreinigung abmachen, das Altglas zum Container bringen, den Knopf an dem blauen Mantel annähen, die Hemden von der Reinigung holen, die Fahrradkette ölen, Fotos ins Album kleben, die Tante zurückrufen, die 30-Grad-Wäsche waschen, eine Haftpflichtversicherung abschließen, eine neue Glühbirne in die Flurlampe schrauben, den Kühlschrank abtauen undsoweiterundsofort.

Hätte man eine Ehefrau, würden all diese Sache wie unsichtbar erledigt: gemütlich könnte man abends nach der Arbeit nach Hause kommen, sich an den gedeckten Tisch setzen und anschließend auf dem Sofa mit der Zeitung die Füße hochlegen. Am Wochenende müsste man ein bisschen mit den Kindern spielen und einmal quer durch den Garten harken. Danach wieder Sofa mit Zeitung. Wenn man sich die Vorteile der traditionellen familiären Aufgabenteilung klar macht, ist es völlig verständlich, dass Männer keine Lust auf Emanzipation haben. Denn wir alle brauchen eine Ehefrau.



Donnerstag, 15. Dezember 2011
Antizyklisch leben
Eigentlich könnte man denken, dass in Berlin antizyklisches Leben gar nicht möglich ist, da die Stadt sowieso aus Parallelgesellschaften besteht, die jeweils ihre eigenen Rhythmen pflegen. Während die einen mit der U-Bahn morgens um sechs müde zur Frühschicht ins Krankenhaus oder auf den Großmarkt fahren, sitzen die anderen auf dem Weg in den nächsten Club verstrahlt daneben. Dennoch gibt es auch in dieser Stadt Möglichkeiten, sich gepflegt neben dem Zeitgeist zu bewegen. Hier einige Anregungen:

• Setzen Sie sich nachmittags um drei mit Bier und Zigarette auf einen Spielplatz am Kollwitzplatz.

• Gehen Sie in weißer Bluse und Seidenhalstuch zu einer Kreuzberger Antifa-Party im Tommy-Weisbecker-Haus. Beim Tanzen stellen Sie Ihr Handtäschchen direkt neben Ihre Füße.

• Kaufen Sie keine Biokost

• Wenn Sie Mutter sind, sagen Sie bei einem Gespräch mit anderen Müttern: „Meine Kinder kommen bei mir erst an zweiter Stelle, wichtiger ist mir im Moment die Karriere.“

• Bestellen Sie stets Filterkaffee.

• Schauen Sie sich im Karli Kino Neukölln „Transformers 3“ an, machen sich währenddessen Notizen und zischen den anderen Kinobesuchern ständig ein „Pssssst“ entgegen. Bleiben Sie außerdem bis zum Ende des Abspanns sitzen.

• Bei einem Date erzählen Sie von sich, dass Sie gern jedes Wort auf die Goldwaage legen und in Beziehungen keinen Wert darauf legen, bei Schwierigkeiten miteinander zu sprechen.

• Sagen Sie in einer Runde von Clubbetreibern, freischaffenden Künstlern und Wagenburgenbewohnern, dass Sie in Immobilien machen, maßgeblich am Bau der neuen Mediaspree-Hotelgruppe beteiligt sind und damit grad echt viel Kohle verdienen.



Donnerstag, 8. Dezember 2011
Wellness im Berliner Straßenverkehr
Wenn man neu ist in Berlin und sich die ersten Wochen im Straßenverkehr bewegt, wundert man sich am Anfang über die harschen Reaktionen, mit der sich die Verkehrsteilnehmer begegnen. Man ist betroffen, wenn man aus Versehen mit dem Fahrrad einem Fußgänger in die Quere kommt, und ungehemmt als „Blödes Arschloch“ oder „Dumme Schlampe“ beschimpft wird. Man fühlt sich persönlich angegriffen oder sogar verletzt und fährt einige Tage etwas vorsichtiger.

Bald gewöhnt man sich jedoch an die harten Worte und weiß sie sogar zu schätzen, denn man fängt an, zurückzuschimpfen, auf Kühlerhauben zu schlagen und auf dem Fahrrad nach Rechtsüberholern zu treten. Wo kann man noch so herrlich ungestüm Leute beleidigen, völlig unpersönlich und ohne Folgen, denn die Begegnung dauert ja meist nur ein paar Sekunden und schon ist man wieder weg. Man fühlt sich durch diese unkontrolliert aggressionsgetriebene Affekthandlung befreit und kann sich das Meditations-Seminar und die Wellness-Massage sparen. Gesteigert werden kann der Befreiungseffekt durch ausgefeilte Formulierungen, die sich sowohl für lahmende Fußgänger auf Radwegen, rücksichtslose Taxifahrer oder dummdreiste Fahrradkuriere eignen, beispielsweise „Verrotte in der Hölle“ oder „Ich verfluche den Tag deiner Geburt“. Die allerschlimmste Beschimpfung aber, die man nur im Notfall verwenden sollte, also wenn man in echte Lebensgefahr gebracht wurde, bleibt diese: „Tourist!“