Listen to your mood
Egal in welcher Stimmung man ist – wichtig ist es, dazu die richtige Platte zu hören, die die subtilen seelischen Schwingungen zu spiegeln vermag. Anbei zehn ausgewählte Beispielstimmungen mit dem jeweils passenden Soundtrack dazu:
• Situation 1: Alles wird gut, er hat angerufen, wir treffen uns Freitag, Aufregung! – Belle and Sebastian „The life pursuit“
• Situation 2: Es ist wieder Herbst. Wiederholt sich nicht alles im Leben? Ist alles Streben nicht irgendwie sinnlos? - Bruce Springsteen „Nebraska“
• Situation 3: Heute abend werde ich sowas von viel Alkohol trinken – Eagles of Death Metal „Death by sexy“
• Situation 4: Hach, ich bin so entspannt und verliebt, der Tag perlt so schön dahin… - Dusty Springfield „Best of“
• Situation 5: Es regnet seit drei Tagen, es ist kalt, nur das Sofa ist warm - Bill Callahan „I wish I were an eagle“
• Situation 6: Gleich kommen die Gäste, die Lachlasagne ist im Ofen und der Martini eingeschenkt – Nouvelle Vague „Bande a part“
• Situation 7: Mann, war das heute eine Scheiße mit der Scheiße – Metallica „Master of Puppets“
• Situation 8: Sonntag morgen zwölf Uhr, Sonne scheint, Apfelpfannkuchen mit Ahornsirup zum Frühstück und sonst nichts zu tun – Bob Marley „Legend“
• Situation 9: Verdammt, schon 40 Jahre alt, wie konnte das passieren? Alles ist so profan und banal geworden, früher hatte alles noch Bedeutung - The Smiths „Strangeways, here we come“
• Situation 10: Gott, war das ein grandioser Abend! Jetzt noch ein letztes Glas von dem 80-Euro-Whisky – Neil Young „Harvest“
rikscha am 01. Dezember 11
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Aus der Rubrik “Attraktive Männer in Berlin" – Folge 431: Der Werbeagenturmitarbeiter
Eines kann man über den Werbeagenturmitarbeiter mit Sicherheit sagen: er wird gebraucht. Die marktwirtschaftlich orientierte, moderne Gesellschaft braucht solche Handwerker, die mit einem Werkzeugkoffer voll bunter Farbe und etwas Psychologie Produkte verkaufen. Prima soweit. Das Problem ist die Selbstwahrnehmung des Werbers: er sieht sich selbst nicht als Handwerker, sondern als Kreativen, stets knapp am Künstlertum vorbeischrammend. Der Werbeagenturmitarbeiter will nicht wahrhaben, dass er am Ende nur Reklame macht, und denkt, er sei Donald Draper.
Gefangen in seinem Missverständnis sitzt er nach Büroschluss um halb zehn in vermeintlich angesagten Bars und Restaurants in Mitte und ist ungemein froh, dem Provinzmief seiner Heimatstadt entkommen zu sein. Verzweifelt versucht er sich am stilvollen Leben, indem er überteuerten Rotwein und exotische Fischsorten kauft, eine riesenhafte Pfeffermühle und gusseiserne Pfannen in seiner offenen Küche platziert und sich gemusterte Tücher um den Hals windet. Am Ende kriegt er damit aber nur all die hübschen Werbeagenturmitarbeiterinnen ins Bett, und das ist auch gut so. Lasst sie unter sich bleiben, die Kreativen.
rikscha am 25. November 11
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Langweilige Platten der Saison
In jeder Musiksaison gibt es eine Reihe von Platten, auf die sich Kritiker und Hörer auf verdächtig einhellige Weise einigen können. Ein untrügliches Zeichen ist es, wenn über die Band in einem Beitrag der ARD-Sendung „Titel, Thesen, Temperamente“ berichtet wird – dann ist eigentlich alles zu spät. Das perfide an diesen Liedern ist: Man kann nichts so recht gegen sie haben, sie haben eingängige Melodien und sind hübsch instrumentiert, musikalisch nicht unanspruchsvoll, einfach nett. Aber so näääääääätt, dass man sie alsbald hassen muss. Hier die ödesten Neuerscheinungen, seit R.E.M. sich aufgelöst haben:
• Ryan Adams – Ashes and fire
• Boy - Waitress
• Feist – Metals
• Wilco – The whole love
• William Fitzsimmons - Gold in the shadow
• Adele - 21
• Florence and the Machine: Ceremonials
rikscha am 22. November 11
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Aus der Rubrik “Attraktive Männer in Berlin" – Folge 67 a: Der Journalist
Der Journalist hat sich in seiner Jugend schon immer für Politik, Geschichte und Sozialkunde interessiert, konnte sich aber nie so recht festlegen, wofür genau sein Herz schlägt. Infolgedessen ist er zwar sehr gebildet und man kann sich durchaus angeregt über die Gesundheitsreform, den Niedergang der FDP und die nordafrikanische Revolution unterhalten. Aber: Der Journalist verrennt sich nicht in ein Thema und verfängt sich nicht in Widersprüchen – er hat zwar eine Meinung, hält sich aber am Ende stets ein objektives Hintertürchen offen.
Diese Distanz zu den Dingen kann zwar sehr angenehm sein und macht den Journalisten zu einem pflegeleichten Partner, den man getrost auf Partys neben seinen Freunden stehen lassen kann und den man gern zum 70. Geburtstag der Patentante nach Hannover mitnimmt. Aber leidenschaftliche Streits mit irrationalen Argumenten und sinnlosen Beschimpfungen wird man doch schmerzlich vermissen. Braucht das eigene Herz also grade eine kleine Atempause und eine erwachsene, reife Beziehung, ist der Journalist eine gute Wahl. Wer aber Sehnsucht nach Abenteuer und abgründigen Gefühlen hat, sollte seine Finger davon lassen.
rikscha am 15. November 11
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The Hipster-Getaway
Wer genervt ist von den Berliner Hipstern, den Frauen mit den Dutts und riesenhaften Halstüchern und den Männer mit den ausdrucksstarken Brillen und engen Hosen, der fliehen möchte vor dem Angesagt-Sein, dem sei nicht nur auf die Schulter geklopft, sondern dem seien auch folgende Alternativ-Orte empfohlen:
• statt Café Luzia, Oranienstraße -> Café Cutie Pie, Lausitzer Straße (Ikea-Sofas, Korbmöbel, Kissen mit Katzenmotiven)
• statt Flowmarkt Maybachufer -> Trödelmarkt Friedrichshagen, S-Bahnhof Friedrichshagen (DDR-Memorabilia, Kampfhundebabys im Karton, guterhaltenes Müllzeug ohne jede Ironie)
• statt Mauerpark Prenzlauer Berg -> Hafenfest im Treptower Park (mit allem Ost-, Nazi-, Rentner- und Proll-Kruppzeug, was Berlin so hergibt)
• statt King Size Bar, Friedrichstraße -> King Kong Klub, Brunnenstraße (Studenten! Schlecht gemixte Drinks! Schlimme DJs!)
• statt Dolores Mexican Food, Rosa-Luxemburg-Straße -> Kantine des Berliner Verlages, Karl-Liebknecht-Straße (Riesenburger, die einem die Schuhe ausziehen)
• statt Spielplatz Grimmstraße, Kreuzberg - > Spielplatz Zickenplatz, Neukölln (türkische Kinder mit mächtig Bumms im Stiefel)
• statt Kunst-Werke, Auguststraße -> Gemäldegalerie, Kulturforum am Potsdamer Platz (Alte Meister. Sonst nichts.)
• statt Kino Babylon Mitte -> Karli Kino Neukölln (Eingang durchs Parkhaus, miese Blockbuster, hässlichstes Teppichmuster der Welt)
• statt Fuchsbau, Graefestraße -> Schlawinchen, Schönleinstraße (muss man selbst gesehen haben, sonst glaubt man’s nicht)
Merke: Unhip ist das neue Hip!
rikscha am 11. November 11
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Aus der Rubrik “Attraktive Männer in Berlin" – Folge 232: Der Chirurg
Grundsätzlich gelten Ärzte ja als beliebte Zielgruppe weiblicher Singles. Allerdings muss man hier deutlich nach Fachrichtungen unterscheiden. Recherchen und Vorurteile haben ergeben, dass traditionell Chirurgen zu den besonders gutaussehenden und attraktiven Medizinern gehören. Sie können nach Herzenslust an und in gelähmten Körpern herumschnibbeln und manschen, ohne sich um die lästige Patientenseele kümmern zu müssen.
Wegen all der lebensrettenden Schnippelei und Manscherei haben Chirurgen keine Zeit mehr für irgendwas anderes und sind daher anfällig dafür, low-brainer zu sein. In dieser Kombination zeigt sich eine interessante und augenfällige Parallele zum Surfer: Hübsche Kerle, Könner ihres Fachs mit flinken Fingern bzw. Füßen, aber ansonsten Ebbe bei Geist und Witz. Beide Typen seien also nur für eine Nacht oder eine flüchtige Affäre mit massiven Verhütungsmitteln empfohlen. Ob der Sex allerdings was taugt, ist eine andere Frage, da schöne Männer im Durchschnitt erstens nicht lustig sind und zweitens es nicht nötig haben, gute Liebhaber zu sein, denn es steht ja gleich die nächste Frau um die Ecke. Als Alternativen seien in beiden Branchen empfohlen: der Anästhesist bzw. der Taucher. Beides mit weniger Glamour, aber dafür mit mehr Ruhe, Tiefe und Originalität ausgestattet.
rikscha am 10. November 11
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Warum tragen Senioren immer besch?
Wer in Berlin in den einschlägigen Locations für ältere Menschen unterwegs ist (Friedrichstadtpalast, Treptower Park, Karstadt am Herrmannplatz, Britzer Garten) fällt auf: es scheint einen Senioren-Mainstream-Stil zu geben, der insbesondere von einer Farbe absolutistisch beherrscht wird: besch. Besche Hosen, besche Jacken, besche Blusen, besche Pollunder. Und unglaublicherweise: besche Schuhe. Maximal kombiniert mit Hellblau, Flieder oder einem zart geblümten Tuch, bei dem die Verkäuferin garantiert versichert hat, es sähe "flott" aus.
Eine weitere Ausdrucksform des Senioren-Mainstream-Stils ist der lila-artige Haarton älterer Damen. Sieht man das einzeln, denkt man sich: hoppala, da ist wohl was daneben gegangen. Aber wer aufmerksam ist, merkt: es steckt Prinzip dahinter. Es gibt ganz viele ältere Damen mit diesem Lilaton. Es muss also doch in den einschlägigen Salons die Farbnuance „Soft Aubergine“ geben, die sich sonst nicht mal Friedrichshainer Punks zu tragen trauen.
Tatsache ist: das Stilempfinden der Seniorengeneration bleibt undurchsichtig. Der Teenie-Geschmack ist im Vergleich dazu glasklar: Es gibt Youtube, Justin Bieber und H&M. Ältere aber haben keine Stilvorbilder, obwohl sie immer mehr Geld in der Tasche haben, das ihnen für Modeschnickschnack aus der Tasche gezogen werden könnte. Aber die Werber und Marketingfachleute müssen sich sklavisch nach ihnen richten, denn sie machen was sie wollen. Und anscheinend wollen alle das Gleiche.
Wenn sich all die Hippies, die Halbstarken und die Existenzialisten von früher mit der Zeit in diesem Senioren-Mainstream-Stil homogenisiert haben – wird das auch mit den heutigen Hipstern passieren? Dann würden all die Berghain-Verstrahlten, Friedrichshainer Möchtegern-Anarchos und Medienpenner aus Prenzlauer Berg, die selbst ihr Altglas in designten Jutebeuteln zum Container tragen, in 30 Jahren in Besch und Aubergine rumlaufen. Aber lassen wir ihnen Zeit. Vielleicht wollen sie dann auch alle das Gleiche: ihre Ruhe haben.
Merke: wer beim Lesen des Textes denkt "schreibt man besch nicht beige?", der hat recht und kann mich mal.
rikscha am 09. November 11
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Warum attraktive Berliner Männer Frauen nicht ansprechen
Wenn man in der Provinz aufgewachsen ist, ist man vom abendlichen Ausgehen in Etablissements wie dem „Anyway“ oder „Heaven 17“ gewohnt, im Laufe des Abends hier und da angequatscht zu werden. Meist von Bekloppten, aber auch mal von guten Jungs. Nicht so im Berliner Nachtleben. Attraktive Berliner Männer, die lustig und lässig sind, würden das nie tun: fremde Frauen ansprechen. Da kann man noch so einladend an der Theke stehen, lächeln, sich dreimal pro Abend offenherzig zum Klo durchdrängeln oder mit Mörderhüftschwung tanzen. Nichts.
Statt dessen gehen Frauen in Berlin irgendwann gezwungenermaßen dazu über, selbst die Jungs anzusprechen, was entweder in einem tiefen schwarzen Loch voller Langeweile oder in einem Satz von ihm endet wie „Meine Freundin ist Meeresbiologin und kommt aus Venezuela“.
Dabei handelt es sich durchaus um eine kiezabhängige Problematik. Denn es läuft ganz anders, wenn man mal in Neukölln Süd unterwegs ist. Endlich ruft einem mal jemand „geiler Arsch“ oder „willst du misch heiraten“ hinterher. Das ist doch mal was fürs Herz! Wenn man dann wieder zwischen den gelangweilten Typen im Monarch steht, weiß man zumindest um seinen geilen Arsch. Und wenn man das erst mal weiß, dann läuft es plötzlich von allein, die Jungs gucken und lächeln und sprechen sogar und wir erkennen: Es ist nicht der Po, sondern die Pose.
rikscha am 09. November 11
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