Freitag, 28. März 2014
Sex und Pop: Who’s that girl?
Auf dem Cover ihrer neuen Platte schaut Kylie Minogue uns mit schmollendem Kussmund entgegen, ihr neues Video „Sexercise“ ist nicht minder aufreizend. Man denkt: ja, die ist rattenscharf, aber muss das sein, mit 45 so’n Rumgeräkel? Ist Kylie nicht mittlerweile peinlich, weil sie einem jugendlichen Sexyness-Ideal hinterherhechelt und tut als sei sie 25?

Früher galt Madonna als die Ikone der Angstfreiheit, wenn es darum ging, provokant mit dem eigenen Körper und seinen sexuellen Bedürfnissen umzugehen. Sie ist zehn Jahre älter als Kylie, hüpft aber immer noch gern im knappen Turnanzug herum und man fragt sich, ob sie dabei nur noch angstgetrieben vom Alter agiert und bekommt Mitleid (und das ist nun wirklich das letzte, was Madonna verdient hat).

Madonna und Kylie sind die CEOs im Popbusiness und sie wissen besser als jede andere: Sex sells, das sind die Regeln des Geschäfts, zumindest für Frauen, und sie unterwerfen sich diesen herrschenden Strukturen auf gekonnteste Weise bis – ja, bis sie zu alt sind.

Eigentlich liegt vor ihnen eine Mammutaufgabe, nämlich die Neudefinition der Sexyness im Pop, und wir bitten Kylie und Madonna auf Knien, es anzugehen, auch wenn es für ihre Generation vielleicht schon zu spät ist: einer befreiten, selbstbewussten und unversteckten Sexualität von älteren Frauen in der Popmusik Gesicht, Körper und Klang zu geben, gelassener, cooler und interessanter als das Rumgelecke von Miley Cyrus und offensiver als die – wie in ZDF-Beiträgen gern geraunt wird - subtile Erotik von Senta Berger.

Wer wird die Regeln des Genres Pop brechen? Ob Beyoncé oder Rihanna dereinst so viel Arsch in der Hose haben werden? Who’s that girl, our Empress of Pop?



Dienstag, 25. März 2014
Feuchte Träume: Von Kameramännern und Journalistinnen
In handelsüblichen Porno-Produktionen spielen gern Männer aus Berufszweigen wie Kfz-Mechaniker („Ich wechsel nur eben mein ölverschmiertes Unterhemd“) oder Klempner („Ich wollte mal kräftig Ihren Abfluss durchspülen“) eine tragende Rolle, Frauen üben dabei häufig Berufe aus wie Krankenschwester („Lassen Sie mich Ihre Temperatur fühlen“) oder Stewardess („Folgen Sie mir bitte aufs Bord-Klo“).

Unter Akademikern sind solche Berufe als sexuelle Projektionsflächen verpönt. Studierte erotische Phantasien richten sich gern auf Berufe, die auch intellektuellen und kulturell-interessierten Ansprüchen genügen.
Für Frauen ist der Berufs-Poster-Boy ihrer feuchten Träume der Kameramann: auf seinen breiten Schultern trägt er die tonnenschwere Kameraausrüstung, mit seinem technischen Sachverstand und seinem visuellen Talent setzt er das unkonkrete Gefasel des Regisseurs in tolle Bilder um, für seine Filme ist er mal wochenlang im Kongolesischen Dschungel (gefährlich!), mal in der Wüste Gobi unterwegs (heiß!).

Als Pin-up für den gebildeten Mann eignet sich die Journalistin: intelligent und doch sexy. Sie kann schreiben und kritisch denken, sie trifft ständig interessante Menschen und versteht viel von Politik und Kultur. Selbstbewusst wie sie ist, weiß sie auch im Bett, was sie will.

Wenn Sie Demokrat/in sind und sich diesem sexuellen Klassendenken nicht anschließen wollen: Schauen Sie auch als Professor/in mal einem Bauarbeiter/in auf den Hintern!



Dienstag, 18. März 2014
Von Hengsten und Revieren
Der ganze Arbeits-, Alltags- und Großstadtstress haben dazu geführt, dass manche Männer heutzutage gar nicht mehr merken, wenn eine Frau sie begehrt. Sie kann lächeln, Blicke werfen und mit ihren Haaren spielen bis sie grün anläuft – es fehlen einfach die Antennen.

Doch es gibt Tricks. Wenn Sie ein Date mit einem Mann wollen, ohne ihn nach einem Date fragen zu müssen, machen Sie es wie Kelly McGillis mit Tom Cruise in dem Film „Top Gun“: tun Sie so, als interessierten Sie sich brennend für sein riskantes Flug-Manöver mit einem russischen Kampfjet vom Typ MiG-28. Da man als Frau aber nur selten als Astrophysikerin in einem Ausbildungscamp für Piloten der US Navy beschäftigt ist, können statt der MiG-28 sein Kanada-Reiseführer oder seine neue Digital-Kamera-Ausrüstung Objekte Ihres Interesses sein.

Problematisch wird es dann, wenn er beim ersten gemeinsamen Treffen denkt, Sie interessierten sich tatsächlich für Nordamerika oder Digitalfotografie und nicht dafür, ihn ins Bett zu kriegen. Hier dürfen Sie den zweiten Schritt nicht verpassen, denn sonst bleiben Sie in einem „War’n-netter-Abend-wir-treffen-uns-bald-mal-wieder-Verhältnis“ stecken, aus dem man nur schwer wieder herausfindet. Zum Abschied kriegen Sie eine kräftige Umarmung statt wilder Küsse, und das will keiner!

Lenken Sie die Unterhaltung also früh genug auf andere Themen und rücken Sie zum Ende des Abends mit der Wahrheit raus: „Eigentlich wollte ich Dich nur wiedersehen“. Wenn Sie so cool sind wie Kelly McGillis und der Mann so heiß wie Tom Cruise in den 80ern können Sie auch sagen: „Schaff mich ins Bett Du Hengst, oder ich wechsel das Revier“. Das ist aber so weit aus dem Fenster gelehnt, dass Sie aufpassen müssen, nicht rauszufallen.



Mittwoch, 12. März 2014
Berlin ist out - endlich!
Viele Jahre hat es gedauert, doch nun ist es endlich soweit: Laut eines Artikels in der New York Times ist Berlin offiziell nicht mehr die coolste Stadt der Welt. Viel zu touristisch, viel zu erschlossen, viel zu bürgerlich – wie Brooklyn, und das ist nun wirklich SOWAS VON OUT.

Die Nachricht, dass Berlin langweilig und normal geworden ist, lässt die Berliner aufatmen. Künstler können nun in Ruhe ihre Ausstellungen eröffnen, ohne von individuell gekleideten fast-Vierzigern überrannt zu werden, die dann doch keine Bilder kaufen. Musikfans können zu Geheimtipp-Konzerten unbekannter Bands gehen, die nicht mehr Wochen zuvor ausverkauft sind. Bald kann man wohlmöglich sogar wieder am Samstagabend im Kreuzberger Lieblingsrestaurant um die Ecke essen gehen, ohne zu reservieren! Denn der unhippe Berlin-Tourist bleibt, wo er hingehört: am Checkpoint-Charlie, bei der Blue-Man-Group oder im Hofbräuhaus an der Karl-Liebknecht-Straße.

Das Schönste aber ist: wer erst vor zehn Jahren nach Berlin gezogen ist, darf sich nun an der Trendsportart „Die-gute-alte-Zeit-rühmen“ beteiligen. Was bisher nur den 90er-Jahre-Berlinern vorbehalten war, die von illegalen Hardcore-Techno-Partys in Abbruchhäusern schwärmten, steht nun auch den Nachgezogenen offen: nach Herzenslust dem Heinz Minki, dem Rio, dem Garten der Pony Bar oder dem Kiki Blofeld nachjammern und den frisch Zugezogenen verächtlich bekunden: „Früher war Berlin sooo cool! Aber heute…“.

Wir lehnen uns zurück, wünschen den Bewohnern der neuen Spitzenreiter auf der Rangliste der angesagtesten Städte Istanbul und Krakau viel Freude mit den anrollenden Hipster-Horden und rufen ihnen zu: Tapfer bleiben - es dauert nur ein paar Jahre!



Freitag, 21. Februar 2014
West-Berlin extrem
Seit ein, zwei Jahren wird der Westen Berlins rund um die Potsdamer Straße als neuer angesagter Stadtbezirk gehandelt. Keine Hipster, keine Dealer, keine Graffitis, sondern neue Galerien, altbewährte Restaurants, echter Großstadt-Flair.

Doch da kommen wir zum Problem: wenn man rund um die Potsdamer Straße ausgehen will, gibt es eigentlich nur zwei Möglichkeiten: die Victoria Bar oder das Kumpelnest. Die Victoria Bar ist ein Hort an Stil und Geschmackssicherheit - die Einrichtung sieht aus wie in New York, die Getränke sind fantastisch, die Kellner cool, die Gäste gut gekleidet und an den Wänden hängt echte Kunst.

Anders das Kumpelnest, das an billigem Exzess und bitterer Prolligkeit nicht zu übertreffen ist. Besoffene LKW-Fahrer, strippende Transvestiten, asoziale BWL-Studenten und machohafte Migrantenjugendliche ergeben eine Mischung, die jeder Beschreibung trotzt. Die Einrichtung ist geschmacklos, die Musik grausam und die Getränke gepanscht.

Das Phänomen Berliner Parallelwelten bekommt hier innerhalb weniger Quadratmeter Luftlinie eine ganz neue Anschauung. Spaß macht beides – man sollte sich aber vorher genau überlegen, welche Art von Spaß man will.



Mittwoch, 5. Februar 2014
Wenn Männer zu sehr lieben
Zeitschriften, Ratgeberbücher und Blogs sind voll von Tipps für Frauen, die sich immer wieder in den falschen Typ Mann verlieben. Doch auch Männer verlieben sich oft in die falschen Frauen. Frauen, die sich wochenlang nicht melden und erst anrufen, wenn der Garten in der Datsche umgegraben, das neue Regal angedübelt oder der Drucker repariert werden muss. Die nebenbei andere Affären haben und es nicht mal für nötig halten, das geheim zu halten.

Haben sich Männer erstmal so richtig in die falsche Frau verliebt, ist Hopfen und Malz verloren. In Sachen Selbstbestrafung, Selbstverleugnung und Selbsterniedrigung sind sie große Klasse. Es wird umgegraben, angedübelt und repariert, dass es nur so knallt – für ein Bier zu zweit, eine Umarmung, vielleicht eine gemeinsame Nacht. Manchmal klingelt währenddessen das Telefon der Frau und die Affäre ist dran. Die Männer stürmen aber nicht aus der Wohnung oder sagen der Frau, sie solle ihren Scheiß gefälligst alleine machen. Nein, sie ziehen sich diskret zurück und trinken am nächsten Abend mit den Kumpels einfach fünf Bier mehr als sonst.

Sie sind der Liebe hilflos ausgeliefert, weil sie sich meist weder mit Freunden, Familie noch mit Therapeuten austauschen. Einer von denen würde ihnen den Arm um die Schulter legen und sagen: Diese Frau wird Dich weiter schlecht behandeln, weil Du immer da bist. Sie kann sich voll daneben benehmen, aber Du bist zur Stelle. Wenn Du sie haben willst, zieh Dich zurück, zeig ihr Deinen Wert, such Dir eine Andere. Vielleicht ist es dann mit ihr vorbei, aber so weitermachen, macht Dich zu unglücklich.

Es sind exakt die gleichen Tipps, wie sie Frauen zu hören bekommen. Aber es musste eben auch mal für Männer gesagt werden.



Freitag, 3. Januar 2014
„The Untouchables“ – Neue Väter
Die neuen Väter können nichts falsch machen. Sie werden von ihren Eltern bewundert für ihre Bereitschaft, sich die Kinderbetreuung zu teilen, von ihren Frauen gelobt, weil sie auch mal die Spülmaschine ausräumen, und von den Medien als Speerspitze der Moderne bejubelt. Die perfekteste Sorte der neuen Väter ist gleichzeitig noch lässig geblieben, trägt coole Klamotten und geht regelmäßig aus oder Fußball spielen. Am Nachmittag ist der neue Vater mit seinem hübschen Kind im Bioladen und kauft verantwortungsvoll ungespritztes Gemüse. Er macht alles richtig.

Alles! Das ist das Problem. Denn das Perfekte, Unangreifbare, Überlegene dieser Väter löst ungewollte Aggressionen aus. Man möchte ihm entgegenschreien: „Na, toller unkonventioneller Lebensentwurf, was? Voll unspießig, ne? Beziehung auf Augenhöhe und enge Bindung zum Kind, jaja, hähähä!!!“. Doch danach würde man sich so schlecht fühlen als hätte man gerade seinen Traumprinzen mit Johnny Rotten betrogen.

Man kann einfach keine bösen Witze über die neuen Väter machen ohne dumm dazustehen, ebenso wenig wie über Dicke, blonde Frauen und Ausländer. Also Schluss.



Dienstag, 17. Dezember 2013
Attraktive Männer in … Hamburg
Hä Hamburg? Ja, auch in Hamburg gibt es attraktive Männer und auch sie sind voll von Merkwürdigkeiten - aber eben doch ganz anders als die Berliner Männer. Hamburger Männer sind grundsätzlich erstmal freundlicher, verbindlicher und beruflich erfolgreicher, schlicht und einfach weil es die Stadt auch ist. Nach einem One-Night-Stand sagen sie nicht „Man sieht sich“ sondern „Wir sehen uns bald!“. Sie machen mehr Sport, haben ein gepflegtes Äußeres und gehen angenehmerweise nach ein paar Bieren in ihrer Kiezkneipe ins Bett statt vollgekokst durch Elektro-Clubs zu hampeln.

Und doch und doch, ist der Hamburger Mann kalt wie ein Fisch! Hinter der verbindlich-freundlichen Fassade und dem interessanten Job lauern unbearbeitete Abgründe, von denen er selbst nichts weiß, denn in einer kleinen feinen Stadt wie Hamburg kann er ja seine dunklen Seiten nicht ausleben. In Beziehungsgesprächen sitzt er der Frau gegenüber, so ausgeglichen, nüchtern und pragmatisch, dass der Frau bald Angst und Bange wird und sie bei der kleinsten Gefühlsäußerung Sorge hat, hysterisch zu sein.

Alles in allem: für einen Hamburger Mann muss der Angelhaken schon sehr scharf, der Köder sehr groß und der Angler sehr hart im Nehmen sein, sonst flutscht er wieder durch die Finger.



Mittwoch, 25. September 2013
Das grüne Gras der fremden Stadt
Ist der Berliner zu Besuch in Hamburg, wundert er sich: Die Luft ist frisch und rein und riecht nicht nach Abgasen oder vergammeltem Müll. Autofahrer und Fahrradfahrer schreien sich nicht auf der Straße an, freundliche Bedienungen in den Cafés bringen ohne Nachfragen die Getränke. Rund um die Alster liegen keine Alkoholleichen, sondern es gibt Sportstationen und Trinkwasserspender. Bei Planten un Blomen ist das Gras so grün wie aus dem Katalog. Die ganze Stadt scheint frei von Kippen und Scherben, und man bekommt Lust, mit dem Rauchen aufzuhören.

Der Berliner ist zunehmend angetan und denkt an Umzug. Irgendwann unterhält er sich mit Hamburgern über seine Heimatstadt und die sagen: Berlin ist so offen für neue Ideen, für andere Lebensweisen, so dynamisch und voller Leben. Hamburg dagegen ist behäbig und unbeweglich, reiche, alte Leute haben das Sagen, immer geht es hier nur darum, wo man arbeitet und was man verdient.

Der Berliner fährt wieder nach Hause in seine große, rauhe, verquere Stadt, die noch immer nicht weiß, was aus ihr werden soll, doch er behält Hamburg im Herzen und denkt: wer weiß, wer weiß, vielleicht, vielleicht, eines Tages... als Alterssitz!



Donnerstag, 20. Juni 2013
Aus der Rubrik “Attraktive Männer in Berlin“ – Folge 14: Der Schauspieler
Mit einem Schauspieler eine Affäre zu haben, ist eine zweischneidige Angelegenheit. Der Schauspieler ist nämlich jobmäßig ständig unterwegs, muss um 5.00 Uhr aufstehen, um irgendeinen Flieger zu kriegen, er weiß noch nicht, ob er nächsten Monat Arbeit hat, und wenn mal keine Dreharbeiten anstehen, muss er sich in Workshops weiterentwickeln und Kontakte knüpfen.

Wenn der Schauspieler aber da ist und Zeit hat, gibt es allerdings tolle Verabredungen in schicken Bars und neuen Restaurants und man kann allerhand andere Schauspieler und Regisseure kennenlernen und mit ihnen über die über ihre neuesten Filme sprechen.

Tipp: nehmen Sie den Schauspieler wie er ist, alles andere macht Sie mürbe. Sie können auch einen Schauspieler heiraten und Kinder mit ihm bekommen, aber Sie müssen sich vorher darüber klar sein, dass Sie im Prinzip ein Leben wie Hannelore Kohl führen werden – er ist stets mit wahnsinnig wichtigen Projekten beschäftigt und Sie müssen sich zu Hause um alles allein kümmern. Anders als Hannelore Kohl bekommen Sie aber als Ausgleich für ihr quasi-Alleinerziehenden-Dasein keine öden Neujahrsempfänge mit Norbert Blüm, sondern Premierenparties mit Brad Pitt oder zumindest Jürgen Vogel. Es könnte sich also lohnen.