Monogamie. Aber wie?
Die Spatzen pfeifen es seit Jahrhunderten von den Dächern: sexuelle Treue funktioniert in dauerhaften Beziehungen einfach nicht. Es ist normal, nach ein paar Jahren Zweisamkeit auch mal jemand Anderen scharf zu finden - entsprechende Angebote vorausgesetzt.

Das Dilemma dabei: Derjenige, der betrügt, findet es nicht schlimm und sagt: „Es war nichts außer Sex“. Derjenige aber, der betrogen wird, findet es grausam, verletzend, erniedrigend, abstoßend, schrecklich, demütigend. Während der Eine einfach nur gevögelt hat, spricht der Andere von Vertrauensbruch und Verrat, zieht sich zurück und stellt die gesamte Beziehung inklusive Hausbau, Kindern und gemeinsamen Konten in Frage.

Die Diskrepanz zwischen der aktiven (ich habe betrogen) und der passiven (ich wurde betrogen) Betrugs-Realität scheint riesengroß wie ein Staudamm. In den vergangenen Jahrzehnten haben Menschen immer wieder neue Konstellationen ausprobiert, um diesem Dilemma zu entgehen: Freie Liebe, Polyamorie oder Kommunenleben. Richtig funktioniert hat nichts davon. Weil am Ende immer die langweilige Wahrheit steht: Sex ist eben doch mehr als Sex. Fast immer. Sex ist Begehren, Sehnsucht, Interesse, Lust, Nähe, Intimität, Romantik, Empathie und Leidenschaft - wenn es auch nur für ein paar Stunden ist.

Und wenn das alles in der Zweierbeziehung fehlt, ist der Staudamm vielleicht doch kein Staudamm, sondern nur ein kleiner Fließ. Und dann helfen gemeinsame Konten auch nicht mehr weiter.