Das grüne Gras der fremden Stadt
Ist der Berliner zu Besuch in Hamburg, wundert er sich: Die Luft ist frisch und rein und riecht nicht nach Abgasen oder vergammeltem Müll. Autofahrer und Fahrradfahrer schreien sich nicht auf der Straße an, freundliche Bedienungen in den Cafés bringen ohne Nachfragen die Getränke. Rund um die Alster liegen keine Alkoholleichen, sondern es gibt Sportstationen und Trinkwasserspender. Bei Planten un Blomen ist das Gras so grün wie aus dem Katalog. Die ganze Stadt scheint frei von Kippen und Scherben, und man bekommt Lust, mit dem Rauchen aufzuhören.

Der Berliner ist zunehmend angetan und denkt an Umzug. Irgendwann unterhält er sich mit Hamburgern über seine Heimatstadt und die sagen: Berlin ist so offen für neue Ideen, für andere Lebensweisen, so dynamisch und voller Leben. Hamburg dagegen ist behäbig und unbeweglich, reiche, alte Leute haben das Sagen, immer geht es hier nur darum, wo man arbeitet und was man verdient.

Der Berliner fährt wieder nach Hause in seine große, rauhe, verquere Stadt, die noch immer nicht weiß, was aus ihr werden soll, doch er behält Hamburg im Herzen und denkt: wer weiß, wer weiß, vielleicht, vielleicht, eines Tages... als Alterssitz!