It’s Glash!
Im Feuilleton der Frankfurter Allgemeinen Zeitung wird gern die Provinzialität, Brutalität und Ungastlichkeit Berlins in schillernden Farben beschrieben. Keifende Busfahrer, kackende Hunde und arrogante Bürgermeister spielen dabei eine wichtige Rolle. Gleichzeitig ist Berlin die Heimstätte internationaler Künstler, Filmstars und der besten Bars und Clubs der Welt - wie passt das zusammen?

Es gehört zusammen. Das Phänomen heißt: Glash - eine Mischung aus Glamour und Trash. Nichts in Berlin, was cool ist, ist einfach nur schön, angenehm und funktioniert einwandfrei. Während Juliette Binoche auf der Berlinale die Premiere ihres neuen Films feiert, stolpern irgendwelche 0815-Zuschauer in Outdoor-Klamotten vor ihr auf dem Roten Teppich herum. Angesagte Berliner Bars findet man nur, wenn man im 3. Hinterhof an der Tür eines einsturzgefährdeten Hauses die geheime Klingel drückt oder seinen Weg durch eine stinkende Thai-Küche findet. Prominente Berlinerinnen tragen zwar gerne Designerfummel, aber stets kombiniert mit einem Teil von H&M oder einem abgenagten Vintage-Täschchen von der Oma.

Glash erklärt auch, warum die Berliner das Chaos am neuen Flughafen nicht wirklich schlimm finden. Denn wenn Berlin erstmal einen gut laufenden Flughafen hat, die S-Bahn durchgängig und pünktlich fährt, auf dem Tempelhofer Feld Gartenanlagen und Bänke stehen, bleibt nur noch Glamour. Und wer kann das schon rund um die Uhr ertragen.