Exkurs: Worum es in „Top Gun“ wirklich geht
Im Film „Sleep with me“ von 1994 erklärt Quentin Tarantino in einem ungehemmten Redeschwall, dass es bei „Top Gun“ im Grunde um die Freiheit der Schwulen geht. Folgt man seinen Ausführungen, erscheint das völlig logisch: http://www.youtube.com/watch?v=vyN8VN4BSzM

In anderen Erklärungsversuchen für den Erfolg des Films werden gerne die 80er-Jahre-Bildästhetik, die Schauspieler, die Liebesgeschichte und die toll geschnittenen Action-Szenen genannt: Dirty Dancing für Jungs. Doch all das haben andere Filme auch. Was ist also das besondere Thema des Films?

Das Thema ist der Reifungsprozess von Maverick: vom übermütigen Jungspund, der sich selbst aufgrund eines ungelösten Vaterkonflikts etwas beweisen muss und immer der Beste sein will, bis er für sein egozentrisches „zu nah an der Sonne fliegen“ (Ikarus-Topos) einen hohen Preis bezahlen muss, nämlich seinen besten Freund verliert. Erst als er in seinem Vorgesetzten einen Vater-Ersatz findet und sein echter Vater rehabilitiert wird, kann er zu einem erwachsenen Mann werden, der Verantwortung für seine Mitmenschen übernimmt und soziales Handeln über den eigenen Erfolg stellt.

Im Grunde also ein klassisches Reifungsdrama. Und das ist doch das Herrliche an Popkultur: oberflächlich ein dämlicher, kriegsverherrlichender Actionstreifen, immanent werden aber archetypische Muster der Entwicklungspsychologie verhandelt. Toll, oder?!