Schmerzensmänner abschleppen
Aktuell wütet im Feuilleton der großen deutschen Zeitungen eine hitzige Männerdebatte. Unter dem Titel „Schmerzensmänner“ wird der typische Berliner Mann Mitte Dreißig in der ZEIT als lieber, waschlappiger Bart- bzw. Hornbrillenträger beschrieben, der voll Bindungsangst und Selbstzweifeln steckt und nicht weiß, wann es Zeit ist, eine Frau zu küssen. Kein Kerl eben.
Statt sich darüber zu beschweren, sollten Frauen die tolle Gelegenheit nutzen und lernen, abzuschleppen wie ein Kerl. Stellen Sie sich also vor: Sie haben auf einer Party einen dieser unentschlossenen, aber irgendwie echt süßen Schmerzensmänner kennengelernt und sich seit mehreren Stunden schrecklich interessant über David-Lynch-Filme, Indie-Dubstep und Südamerika-Reisen unterhalten. Sie denken: jaja, Machu Picchu hin oder her, jetzt aber mal Anfassen! Aber, wie es sich für einen Schmerzensmann gehört, rührt der sich einfach nicht. Verzagen Sie nicht und gehen Sie auf keinen Fall traurig/wütend/in Ihrer Eitelkeit gekränkt alleine nach Hause, sondern beherzigen Sie folgende Tipps:
• Sagen Sie, es wäre langsam Zeit zu gehen und ob er noch Lust hat auf EINEN Absacker in einer netten kleinen Bar in der Nähe, wo immer ganz tolle Musik gespielt wird. Auf dem Weg dorthin landen Sie zufällig vor Ihrer eigenen Haustür. Offenheit suggerierend bieten Sie ihm an, noch drei Straßen weiter in diese unwirtliche Kneipe zu gehen, die jetzt sicher sehr voll ist, oder einfach rauf zu Ihnen in die Wohnung, wo 30 Jahre alter Whisky, noch tollere Musik und ein Bildband mit Schwarz-Weiß-Fotos von Dennis Hopper warten.
• Sitzen Sie zusammen mit dem süßen Schmerzensmann auf dem Sofa, mit der tollen Musik im Ohr, dem Whisky in der Hand und dem Bildband auf dem Schoß, können Sie ruhig in die Vollen gehen und ihm sagen, dass Sie ihn gern küssen würden. Wenn er dann sagt, er sei unsicher, ob sich das jetzt richtig für ihn anfühlt, setzen Sie auf Widersprüchlichkeiten: Faseln Sie was von „wir können hier auch einfach nur sitzen“ und fummeln Sie gleichzeitig mit Ihrer Zunge an seinem Ohr herum.
• Falls er dann sexuell noch immer unentschlossen wirkt, geben Sie ihm das Gefühl, er hätte die Wahl. Sagen Sie ihm, Sie würden gern neben ihm einschlafen, ohne Hintergedanken. In Ihren Hintergedanken können Sie ihn schon mal ausziehen.
• Liegen Sie nebeneinander im Bett, heucheln Sie was von wegen wie schön das jetzt sei und ob es für ihn ok ist, wenn Sie seinen Rücken massieren - danach geht alles wie von selbst. Versprochen.
• Am nächsten Morgen: Stehen Sie als erstes auf, machen Sie einen wirklich guten Kaffee, den Sie zusammen im Bett trinken. Aber: kein Frühstück! Kein Spaziergang! Keine Telefonnummer!
• Rechtfertigen Sie sich nicht mit einem anstehenden Termin oder einer Verpflichtung von wegen Zahnarzt, Hund, Freundin mit Liebeskummer - das machte man in den 90ern. Sagen Sie einfach: „Ich muss dich jetzt rausschmeißen“. Dabei lächeln Sie wie Lauren Bacall in einem Film noir.
• Sagen Sie zum Abschied den fiesesten aller Abschlepp-Sätze: „Man sieht sich“. Dabei lächeln Sie wieder wie Lauren Bacall.
• Vergessen Sie ihn, sobald Sie die Tür zu machen.
• Googlen Sie am nächsten Tag nicht seinen Namen - Sie sind doch kein Mädchen!
rikscha am 03. Februar 12
|
Permalink
|
3 Kommentare
|
kommentieren
Und was, wenn sich der Kerl wider Erwarten als Bundesministeriumsreferent entpuppt?!
Bundesministeriumsreferenten haben ENTWEDER Bart ODER Hornbrille, aber nicht beides zusammen. Eine Verwechslung ist damit ausgeschlossen.
Guter Plan, nur klappen muß er...