Love digital detox
Lange Zeit war ein Vorteil am Leben in der Großstadt: Wenn eine Beziehung vorbei ist, kann man davon ausgehen, dem Ex-Partner über viele Monate nicht über den Weg laufen zu müssen. Selbst wenn man nur zwei Straßen auseinander wohnt, ist die Wahrscheinlichkeit gering, den Ex mit neuer Freundin beim Sonntagsspaziergang zu begegnen, wenn man selbst einen großen Kater und abstehende Haare hat.
Doch mit dem Internet ist alles anders geworden. Seit der ersten Minute ist man mit ihm auf Facebook befreundet, er hat eine eigene Website und dann twittert der Idiot twittert auch noch. Nicht in eine bestimmte Bar zu gehen oder nachts nicht besoffen anzurufen ist das eine - aber nie diesen einen Klick zu machen, ist fürchterlich schwer. Und dann sieht man, wie er glücklich mit seinen Kumpels im Fußballstadion abhängt, von dem tollen Surf-Urlaub schwärmt und digital mit anderen Frauen flirtet, während man selbst die Abende mit Serien und schmerzendem Herzen verbringt.
Psychologen vergleichen die neuronalen Abläufe bei Liebeskummer mit denen der Drogensucht. Was hilft, ist nur kalter Entzug – also absolute Kontaktsperre. Auch ein Alkoholiker würde ja nicht mal am Wodka riechen oder die Zunge kurz reinstecken. Ein Liebesentzug erfordert in digitalen Zeiten viel mehr Selbstdisziplin als in analogen, das Ziel ist aber wie immer: dass es langsam, langsam besser geht.
rikscha am 26. November 15
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