Berlin ist out - endlich!
Viele Jahre hat es gedauert, doch nun ist es endlich soweit: Laut eines Artikels in der New York Times ist Berlin offiziell nicht mehr die coolste Stadt der Welt. Viel zu touristisch, viel zu erschlossen, viel zu bürgerlich – wie Brooklyn, und das ist nun wirklich SOWAS VON OUT.
Die Nachricht, dass Berlin langweilig und normal geworden ist, lässt die Berliner aufatmen. Künstler können nun in Ruhe ihre Ausstellungen eröffnen, ohne von individuell gekleideten fast-Vierzigern überrannt zu werden, die dann doch keine Bilder kaufen. Musikfans können zu Geheimtipp-Konzerten unbekannter Bands gehen, die nicht mehr Wochen zuvor ausverkauft sind. Bald kann man wohlmöglich sogar wieder am Samstagabend im Kreuzberger Lieblingsrestaurant um die Ecke essen gehen, ohne zu reservieren! Denn der unhippe Berlin-Tourist bleibt, wo er hingehört: am Checkpoint-Charlie, bei der Blue-Man-Group oder im Hofbräuhaus an der Karl-Liebknecht-Straße.
Das Schönste aber ist: wer erst vor zehn Jahren nach Berlin gezogen ist, darf sich nun an der Trendsportart „Die-gute-alte-Zeit-rühmen“ beteiligen. Was bisher nur den 90er-Jahre-Berlinern vorbehalten war, die von illegalen Hardcore-Techno-Partys in Abbruchhäusern schwärmten, steht nun auch den Nachgezogenen offen: nach Herzenslust dem Heinz Minki, dem Rio, dem Garten der Pony Bar oder dem Kiki Blofeld nachjammern und den frisch Zugezogenen verächtlich bekunden: „Früher war Berlin sooo cool! Aber heute…“.
Wir lehnen uns zurück, wünschen den Bewohnern der neuen Spitzenreiter auf der Rangliste der angesagtesten Städte Istanbul und Krakau viel Freude mit den anrollenden Hipster-Horden und rufen ihnen zu: Tapfer bleiben - es dauert nur ein paar Jahre!