Freitag, 19. Oktober 2012
Stop in the name of love: sich doofe Männer schönreden
Wenn man als Frau lange genug Single war, kommt irgendwann der Gedanke: eventuell liegt es nicht nur an den bindungsgestörten, schüchternen oder idiotischen Schmerzensmännern von heute, dass man nicht glücklich verheiratet durch die Stadt springt. Es könnte doch auch an der eigenen Bindungsstörung, Schüchternheit oder Idiotie liegen.

Diesem Gedanken folgt eine fatale Anspruchslosigkeit. Auf einmal finden hübsche, witzige, kluge Frauen Männer attraktiv, die blöde Witze machen, lichtes Haar haben und auch nicht so genau wissen, wo sie im Leben hin wollen. Nach Verabredungen überlegen sie stundenlang, ob sie zu sexy oder zu gediegen gekleidet waren, ob sie zuviel oder zuwenig geredet haben und ob sie ihn nach drei Tagen selbst anrufen oder auf seinen Anruf warten sollen. Wenn er zu spät kommt, denken sie: „Oh, vielleicht war das mit ‘Wir treffen uns um acht‘ ja ein Missverständnis“. Wenn er sich nicht meldet, denken sie: „Oh, das mit ‘Ich melde mich auf jeden Fall bei dir‘ habe ich vielleicht überinterpretiert“. Und sie denken: „Vielleicht bin ich ja zu anspruchsvoll/ verquatscht/ prüde/ fordernd/ sensibel/ autoritär/ verkopft …“.

Das ist natürlich Quatsch mit Soße. Denn gute Männer, die zu den Frauen passen, müssen diese Frauen ja erkennen können. Und das können sie nur, wenn die Frauen sich genauso anspruchsvoll/ verquatscht/ prüde/ fordernd/ sensibel/ autoritär/ verkopft verhalten, wie sie in Wirklichkeit sind.

Also die Damen: sagt der Anpassung Lebewohl und tut einfach mal so, als wäret Ihr genau richtig geraten. Jeder Mann sollte froh sein, Euch kennenlernen zu dürfen. Anders hat die Liebe keine Chance. Oder wie es die alte Philosophin Missy Elliott einmal sehr schön auf den Punkt gebracht hat:
“Ain’t no shame, ladies do your thing
Just make sure you’re ahead of the game”