Beware of the Retromania!
Erschreckend, wie die Zeit vergeht. Ein Beweis dafür sind die vielen Bands aus den 90er Jahren, die in diesem Jahr Konzerte in Berlin spielen. Mit Helmet, Therapy und Soundgarden treten im Frühjahr gleich drei Nu-Metal-Crossover-Grunge-Bands auf, die in den 90ern gefeiert und heute völlig vergessen sind.
Das zeigt, dass die magische Periode von über zehn Jahre vergangen und damit die Zeit gekommen ist, sich verklärend an dieses Jahrzehnt zu erinnern. Für Frauen, die in den 90er Jahren ihre Jugend verlebt haben, als die High Fashion aus Pyjama-Oberteilen vom Flohmarkt und ausgewaschenen Pullovern mit abgeschnittenen Bündchen bestand, war diese Musik Soundtrack ihres Alltags, und daher ist die Versuchung groß, eines dieser Konzerte zu besuchen. Aber Achtung: denn mit der Musik verhält es sich wie mit den Affären in den 90er Jahren: damals hatte es einen Grund, eine bestimmte Art von Männern attraktiv zu finden (lange fettige Haare, Palästinenser-Tuch um den Hals, Schlagzeug im Keller, das Kommunistische Manifest im Bücherschrank) – aber, Mädchen: die Zeiten sind vorbei! Treffen Sie einen solchen Mann wieder, kann das zwar ein amüsanter Ausflug in Ihre Vergangenheit sein, aber schnell werden Sie merken, dass er mit Ihrem heutigen Leben nichts mehr zu tun hat.
Ebenso verhält es sich mit den Konzerten der 90er-Jahre-Bands: legen Sie zu Hause ruhig die ein oder andere Soundgarden-CD ein, schütteln Sie Ihr Haar dazu, aber gehen Sie nicht zu den Konzerten! Gehen Sie zu Konzerten von neuen, tollen Bands und lernen Sie neue, tolle Männer kennen – vielleicht solche, die vor 20 Jahren kurzes Haar und Diesel-Jeans trugen und Herbert Grönemeyer hörten, und die Sie damals nicht mal mit der Rückseite ihrer Doc Martens angeguckt hätten. Manche Dinge brauchen einfach Zeit zu reifen. Darum ist es gut, dass die Zeit vergeht.
rikscha am 27. Januar 12
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