Freitag, 25. November 2011
Aus der Rubrik “Attraktive Männer in Berlin" – Folge 431: Der Werbeagenturmitarbeiter
Eines kann man über den Werbeagenturmitarbeiter mit Sicherheit sagen: er wird gebraucht. Die marktwirtschaftlich orientierte, moderne Gesellschaft braucht solche Handwerker, die mit einem Werkzeugkoffer voll bunter Farbe und etwas Psychologie Produkte verkaufen. Prima soweit. Das Problem ist die Selbstwahrnehmung des Werbers: er sieht sich selbst nicht als Handwerker, sondern als Kreativen, stets knapp am Künstlertum vorbeischrammend. Der Werbeagenturmitarbeiter will nicht wahrhaben, dass er am Ende nur Reklame macht, und denkt, er sei Donald Draper.

Gefangen in seinem Missverständnis sitzt er nach Büroschluss um halb zehn in vermeintlich angesagten Bars und Restaurants in Mitte und ist ungemein froh, dem Provinzmief seiner Heimatstadt entkommen zu sein. Verzweifelt versucht er sich am stilvollen Leben, indem er überteuerten Rotwein und exotische Fischsorten kauft, eine riesenhafte Pfeffermühle und gusseiserne Pfannen in seiner offenen Küche platziert und sich gemusterte Tücher um den Hals windet. Am Ende kriegt er damit aber nur all die hübschen Werbeagenturmitarbeiterinnen ins Bett, und das ist auch gut so. Lasst sie unter sich bleiben, die Kreativen.