Der Journalist hat sich in seiner Jugend schon immer für Politik, Geschichte und Sozialkunde interessiert, konnte sich aber nie so recht festlegen, wofür genau sein Herz schlägt. Infolgedessen ist er zwar sehr gebildet und man kann sich durchaus angeregt über die Gesundheitsreform, den Niedergang der FDP und die nordafrikanische Revolution unterhalten. Aber: Der Journalist verrennt sich nicht in ein Thema und verfängt sich nicht in Widersprüchen – er hat zwar eine Meinung, hält sich aber am Ende stets ein objektives Hintertürchen offen.
Diese Distanz zu den Dingen kann zwar sehr angenehm sein und macht den Journalisten zu einem pflegeleichten Partner, den man getrost auf Partys neben seinen Freunden stehen lassen kann und den man gern zum 70. Geburtstag der Patentante nach Hannover mitnimmt. Aber leidenschaftliche Streits mit irrationalen Argumenten und sinnlosen Beschimpfungen wird man doch schmerzlich vermissen. Braucht das eigene Herz also grade eine kleine Atempause und eine erwachsene, reife Beziehung, ist der Journalist eine gute Wahl. Wer aber Sehnsucht nach Abenteuer und abgründigen Gefühlen hat, sollte seine Finger davon lassen.
rikscha am 15. November 11
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